Im November 2018 wurden in Deutschland 272.674 Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Minus von 9,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Nach elf Monaten liegen die Neuzulassungen nur noch 0,4 Prozent im Plus.
Nach September und Oktober war auch der November aufgrund fehlender Modelle mit WLTP-Zertifizierung negativ belastet. Obwohl sich eine gewisse Beruhigung abzeichnet, kann immer noch nicht von einem normalen Neuzulassungsniveau oder von nachfragegerechten Strukturen die Rede sein.
Die Tatsache, dass ab dem 1. September alle neu zugelassenen Pkw nach WLTP zertifiziert werden müssen, hatte im Juli und August zu vielen vorgezogenen Zulassungen geführt. Mit diesen vorgezogenen Neuzulassungen sollten in den nachfolgenden Monaten eventuelle Versorgungsengpässe überbrückt werden.
Die Ergebnisse von September bis November zeigen aber, dass die vorgezogenen Zulassungen nicht ausgereicht haben: Die gesamten Zulassungen der Monate Juli bis November lagen drei Prozent unter denen des Vorjahreszeitraums. Die ersten sechs Monate brachten ein Plus von 2,9 Prozent.
Wenn alle Modelle ihre WLTP-Zertifizierung haben, ist somit noch einmal mit einem zusätzlichen Neuzulassungsschub zu rechnen.
Verschiebungen nach 2019 und dann neues Chaos?
Die niedrigen Neuzulassungen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bereitschaft, sein altes Fahrzeug zu ersetzen, immer noch hoch ist. Die Besitzumschreibungen – davon sicher sehr viele aus den vorgezogenen Händlerzulassungen im Juli und August – sind im November zwar um knapp vier Prozent gegenüber dem äußerste hohen Vorjahresmonat zurückgegangen, erreichten vergangenen Monat aber das zweithöchste Novemberergebnis seit 1999.
Wann die verbleibenden Modelle alle zertifiziert sein werden, ist zurzeit nicht abzusehen. Es scheint sicher, dass es bis ins neue Jahr hinein zu Verwerfungen in der Neuzulassungsstatistik kommen wird. Aktuell unterstellt die Prognose der Automobilwoche auch im Dezember noch negative Effekte.
Dazu kommt, dass der diesjährige Dezember zwei Arbeitstage weniger hat als im Vorjahr. Durch beide Effekte wird das Gesamtjahresergebnis 2018 mit voraussichtlich 3,43 Millionen Neuzulassungen das Vorjahresergebnis leicht verfehlen.
Im Verlauf der ersten Monate kommenden Jahres wird es zu verstärkten Neuzulassungen aufgrund nachgeholter Auslieferungen kommen. Für 2019 erwartet die Automobilwoche dann 3,48 Millionen Neuzulassungen. Nicht berücksichtigt sind dabei mögliche Effekte aufgrund der Einführung der ersten Stufe der RDE-Tests (real driving emissions). Dieser Test ist für alle neu zugelassenen Pkw ab 1. September 2019 Pflicht.
Dieselanteil gut, Zulassungen weiter sehr schwach
Die Neuzulassungen von Diesel-Pkw gingen im November mit minus zehn Prozent in etwa genauso stark zurück wie der Gesamtmarkt. Der Anteil blieb auf dem Vorjahresergebnis von 34 Prozent und ist der höchste Wert in diesem Jahr.
Erstmalig seit Ende 2015 haben sich die Dieselzulassungen gegenüber einem Vorjahresmonat nicht schlechter entwickelt als die gesamten Neuzulassungen. Auch wenn der Dieselanteil durch den niedrigen Gesamtmarkt positiv beeinflusst wurde, hat die negative Dynamik doch deutlich nachgelassen. Von einer Belebung der Dieselnachfrage kann aber nach wie vor nicht die Rede sein. Die Dieselzulassungen im vergangenen Monat waren die niedrigsten in einem November seit 1999.
Die Benziner gingen um 12,5 Prozent zurück, die alternativen Antriebe stiegen in Summe um fast 29 Prozent. Ihr Marktanteil erhöhte sich um 1,8 Punkte auf 6,1 Prozent. Durch den konstant gebliebenen Dieselanteil gab der Anteil der Benziner um 1,8 Prozentpunkte nach. Es ist das erste Mal seit der „Dieselkrise“, dass bei den Benzinern ein Marktanteilsrückgang beobachtet wurde. Dennoch stellen sie mit knapp 60 Prozent immer noch den überwiegenden Teil aller Neuzulassungen.
Die alternativen Antriebsarten sind zwar in Summe deutlich gestiegen, dies lag aber hauptsächlich an den normalen Hybriden. Diese Pkw kamen im November auf 9.668 Neuzulassungen (plus 79 Prozent). Die der reinen Elektro-Pkw erhöhten sich um 40,6 Prozent, das Volumen blieb mit 4.262 Neuzulassungen aber weiterhin recht überschaubar. Rückgänge mussten die Gas-Fahrzeuge (minus 44 Prozent) und die Plug-In-Hybride (minus 38,5 Prozent) hinnehmen.
Viele Modelle dieser Antriebsart werden nach der WLTP-Umstellung und dem damit verbundenen erhöhten CO2-Ausstoß nicht mehr oder nur mit Ausnahmegenehmigung des KBA durch das BAFA mit dem Umweltbonus gefördert.
Eine Besserung ist auch nicht in Sicht. Die aktuelle Statistik des BAFA für den Oktober zeigt einen Rückgang der Anträge für Plug-in-Hybride von 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Anträge für reine Elektro-Pkw ist um 25 Prozent gestiegen.
VW-Konzern hat weiterhin großes WLTP-Problem
Ebenso wie in den vergangenen Monaten verteilten sich die Verluste und Gewinne im November sehr ungleichmäßig auf die Hersteller. Unter den Top 15 Marken gab es Zuwächse von fast 12 Prozent und Rückgänge von bis zu 43 Prozent.
Die stärksten Zuwächse erzielten BMW (plus 11,5 Prozent) und Mercedes mit plus sechs Prozent. BMW belegte wie im Vormonat Platz drei und ließ Ford und Opel hinter sich.
VW hat sich weiter an der Spitze der Hersteller behauptet. Allerdings wurden fast 15,4 Prozent weniger Pkw neu zugelassen als im Vorjahr. Mercedes kam wie im Vorjahr auf den zweiten Platz.
Mit einem Minus von 43,2 Prozent lief der November für Peugeot gar nicht gut. Es reichte gerade noch für Rang 15, nur 29 Neuzulassungen vor Mini.
Audi, im Vorjahr auf Rang drei der Herstellerrangliste, fiel auf den siebten Platz zurück. Nach minus 64 Prozent im Oktober gab es im November ein Minus von knapp 43 Prozent. Nach einem schwachen ersten Halbjahr (minus zwei Prozent), hatte man im Juli und August in Erwartung der Lieferprobleme 35 Prozent mehr Pkw neu zugelassen. Der Rückgang der Monate September bis November beträgt aber in Summe 60 Prozent, sodass die fünf Monate Juli bis November insgesamt mehr als 20 Prozent unter denen des Vorjahres liegen.
Nach elf Monaten ist BMW an den Ingolstädtern vorbeigezogen und auch der momentane Platz vier ist in Gefahr: Der Vorsprung vor Ford beträgt einen Monat vor Jahresende nur noch gut 4.000 Neuzulassungen. Im November hatte Ford 9.770 Neuzulassungen mehr als Audi.
Auch bei Porsche sorgt die WLTP-Umstellung offensichtlich weiterhin für große Probleme: Die ersten sechs Monate verliefen mit plus neun Prozent sehr vielversprechend. Angesichts der drohenden Umstellung wurden die Neuzulassungen im Juli und August um 58 Prozent gesteigert. Der Rückgang von September bis November betrug insgesamt 67 Prozent. Im Saldo der fünf Monate ergibt sich ein Minus von 16 Prozent.
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