Einmal im Jahr veranstaltet die chinesische Plattform Alibaba einen speziellen Verkaufstag mit Sonderangeboten. Drei Minuten nach dem Start sind bereits Waren im Wert von einer Milliarde Euro umgesetzt, 24 Stunden später sind es 21,9 Milliarden Euro. Für Daimler-Chinachef Hubertus Troska zeigt dieses Beispiel die enormen Möglichkeiten des Markts: "Ohne Erfolg in China ist eine global starke Position nicht möglich", sagt er auf dem Automobilwoche-Kongress in Berlin.
Lange Zeit hat Daimler das Potenzial in China nicht genutzt. In den Jahren 2011 bis 2013 konnte der Absatz kaum zulegen, während BMW und Audi davon zogen. Die Probleme waren hausgemacht. "Wir hatten Streitigkeiten in der Vertriebsorganisation, außerdem fehlten die richtigen Produkte", sagt Troska. Mit der Installation eines Vorstands speziell für den chinesischen Markt läutete Daimler die Wende ein.
Absatzrekord in diesem Jahr
Die lokale Produktion wurde stark ausgebaut, die Modelle mit Langversionen besser auf die chinesischen Bedürfnisse zugeschnitten. Das zahlte sich aus. Seit Jahren verzeichnet Daimler in China überdurchschnittliche Wachstumsraten. So konnte Daimler in diesem Jahr in den ersten neun Monaten 500.707 Autos verkaufen. Dies bedeutet gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Plus von 13,1 Prozent. Damit hat Mercedes auch in China erstmals die Nase deutlich vor den Wettbewerbern Audi und BMW. Audi verkaufte 483.001 Einheiten (plus 15,4 Prozent), BMW 459.629 (plus 5,3 Prozent).
Der chinesische Markt wird laut Troska in den nächsten Jahren von den Megatrends autonomes Fahren, Elektrifizierung, Vernetzung und Sharing-Dienste getrieben. Dabei müssten aber die chinesischen Eigenheiten berücksichtigt werden. So würden beispielsweise die Daten für das automatisierte Fahren in China in einer Cloud gespeichert, während sie in Europa hauptsächlich im Auto selbst verarbeitet würden, so Troska.
Boom der E-Mobilität
Daimler will auch am Boom elektrischer Modelle in China teilhaben. So wird der EQC, das erste Modell einer ganzen Familie über alle Segmente hinweg, vom nächsten Jahr an in Peking gefertigt.
Unklar ist noch, was mit der Marke Smart passiert. Wegen lokaler Bestimmungen ist die elektrische Version des Stadtwagens in China nicht zugelassen. Man sei daher auch für den Sharing-Dienst Car2go, der mit Smarts bestückt wird, auf der Suche nach lokalen Partnern, sagte Troska.
Für den Daimler-China-Chef steht jedenfalls fest, dass der Auto-Boom in China trotz einer immer stärker vernetzten Welt noch nicht vorbei ist. "Der Panda fällt noch nicht vom Baum."
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