Das Start-up aus Berlin Caroobi bietet Kunden per App Reparaturen zum Festpreis an, welche die Partnerwerkstätten als Auftragnehmer ausführen. Caroobi übernimmt auch administrative Aufgaben der Werkstätten wie die Kundenakquisition oder die Verwaltung mit einer eigens entwickelten Software. „Nach Auftragseingang liefert Caroobi die Ersatzteile, regelt den Werkstatttermin mit dem Kunden sowie die Rechnungsstellung mit Zahlungsabwicklung. Die Werkstatt kann sich dadurch auf ihr Kerngeschäft konzentrieren – die Reparatur“, sagt Caroobi-Gründer Nico Weiler.
Diagnose am Telefon
Die vorgeschaltete Fehlerdiagnose erfolgt per Telefon. Der Kunde beschreibt das Problem einem Mitarbeiter möglichst genau, damit dieser den Reparaturbedarf erfassen kann. „Der Kunde bekommt dann einen Festpreis exakt für die Reparatur, die wir diagnostiziert haben“, sagt Weiler. Die Prognosen sollen laut Caroobi zu 93 Prozent korrekt sein.
Den Vorteil sieht das deutschlandweit tätige Unternehmen in der Transparenz und niedrigen Preisen für die Kunden. Diese könnten oft nicht beurteilen, ob die Leistung gerechtfertigt oder der Preis für eine Leistung angemessen ist. „Deswegen bringen wir Transparenz in den Aftersales-Markt, indem wir den Werkstattbesuch digitalisieren“, sagt der zweite Caroobi-Geschäftsführer Mark Michl.
Werkstätten wiederum profitierten von steigenden Auftragszahlen. Weiler: „Einige unserer Partnerwerkstätten sind zu 70 Prozent durch Caroobi-Aufträge ausgelastet.“
Risiken für Teilehandel
Gleichzeitig werden aber Teilehändler auf diese Weise aus der Wertschöpfungskette gedrängt. Das stellt Branchenunternehmen vor neue Herausforderungen. „Da sich die Verbrauchererwartung hin zu einfachen, schnellen, App-gesteuerten Lösungen entwickelt, verwundert es nicht, dass Start-ups versuchen, in die bestehende Wertschöpfungskette disruptiv mit digitaler Vernetzung einzudringen“, sagt Thomas Vollmar, Geschäftsführer von Carat, der größten deutschen Einkaufskooperationen im Autoteilegroßhandel.
Daher muss laut Vollmar der klassische Ersatzteilhandel selbst eigene digitale Geschäftsmodelle entwickeln. „Es wäre natürlich das Einfachste für uns, an den heutigen Abläufen festzuhalten und die digitalen Veränderungen irgendwelchen ‚Spinnern‘ oder den Fahrzeugherstellern zu überlassen“, so Vollmar.
„Das Aftersales-Geschäft war lange Zeit ein verlässlicher Gewinngarant für Hersteller, Zulieferer und Werkstätten. Diese Zeiten gehen zu Ende“, sagt auch Bernd Heid von der Unternehmensberatung McKinsey. Laut McKinsey könnten in Europa bis zum Jahr 2020 rund 15 Prozent der Autoteile online verkauft werden. Heid: „Die Digitalisierung reißt die traditionelle Wertschöpfungskette zwischen Teilehändlern und Werkstätten auf.“
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