Eine Schraube aufheben, die auf den Boden gefallen ist – für einen Roboterarm ist das gar nicht so einfach. „Rund 200-mal muss dem Arm die Bewegung gezeigt werden, eh er selbst die Schraube greift und hochhebt. Ein Nachmittag Training“, sagt Ronnie Vuine. Er ist einer der Gründer von Micropsi Industries, einem Berliner Start-up, das eine auf künstlicher Intelligenz basierende Software entwickelt hat. Sie soll Roboter trainierbar machen, sodass sie Bewegungen von Menschen lernen können. Kollaborative Roboter (CoBots) nennt sie Vuine.
Roboterhersteller wie Kuka arbeiten bereits an solchen CoBots, die mit den nötigen Sensoren ausgestattet sind, um menschliche Bewegungen nachahmen zu können, aber auch reagieren, wenn Unvorhersehbares passiert. Vuine glaubt, schon in ein paar Jahren könnten Menschen und Roboter Seite an Seite in Werken arbeiten – ohne dass Roboter wie heute in Käfigen montiert sind.
„Vor allem stupide, sich immer wiederholende Aufgaben könnten solche Roboter übernehmen“, sagt der Start-up-Gründer. Aufgaben könnten sein, Kabel oder Stopfen in Öffnungen der Autokarosserie zu stecken. Der Mensch überwacht bei solch einem Arbeitsprozess mehrere Roboter. „Vor allem Fabriken, die ihre Produktion nach ergonomischen Gesichtspunkten umstellen, wollen wir hiermit ansprechen“, sagt Gründer Vuine.
Gerade Autohersteller, die eine bis ins Detail orchestrierte Produktion haben, tun sich noch schwer, kollaborative Roboter einzusetzen. „Das würde Flexibilität und Spontaneität in der Produktion bedeuten, und davon sind die Hersteller derzeit weit entfernt“, sagt Vuine. Bei Autozulieferern, deren Abläufe kürzer getaktet sind und bei denen sich die Produktion immer wieder ändert, sieht der Ingenieur eher eine Chance.
Vuine, sein Team aus 15 Ingenieuren und auch seine Investoren sind sich sicher, dass der Zusammenarbeit von Robotern mit Menschen die Zukunft gehört. „Deshalb haben wir uns mutige Investoren gesucht, die unsere Technologie verstehen und wissen, dass unsere Idee eine langfristige Finanzierung benötigt“, sagt Vuine. Vergangenes Jahr investierten deutsche Risikokapitalgeber und Business Angel drei Millionen Euro. 2019 soll die Software die Marktreife erreichen, 2020 schon soll sie in größeren Stück