DAS PASSIERT BEI INFINEON
Beim Halbleiterkonzern Infineon laufen die Geschäfte unter anderem dank einer weiter hohen Chipnachfrage nach wie vor rund. Eine hohe Nachfrage nach Chips für Autos und die zunehmende Digitalisierung von industriellen Prozessen oder des Alltags treiben das Geschäft an. Vor allem im Geschäft mit Autoherstellern lief es die vergangenen Jahre prächtig, folgte Infineon doch dem Trend zum autonomen Fahren und Fahrerassistenzsysteme sowie der E-Mobilität.
Zuletzt gab es aus der Automobilbranche aber eher dämpfende Signale. Neue EU-weite Abgastestverfahren etwa führen zu Einschränkungen in der Produktion von einigen Herstellern, etwa bei Volkswagen. Die Autobauer tun sich derzeit schwer, Modelle in ausreichender Zahl nach dem neuen Abgasstandard zertifizieren zu lassen. Und auch die drohenden höheren Einfuhrzölle auf Autos in die USA sorgten für Unsicherheit in der Branche, auch wenn sich hier zuletzt eine Entspannung abzeichnete.
DAS ERWARTEN ANALYSTEN
Trotz der schlechten Nachrichten von Osram rechnen Analysten bei Infineon mit soliden Zahlen. Analyst Malte Schaumann von Warburg Research erwartet sogar ein starkes Quartal. Er verwies auf eine anhaltend hohe Nachfrage. Er hält es dabei für möglich, dass Infineon seine Prognosespanne am oberen Ende eingrenzen könnte. Für Entspannung sorgt zudem das Währungsumfeld, zuletzt hatte der US-Dollar gegenüber dem Euro wieder aufgewertet.
Die fundamentale Entwicklung von Infineon sei weiter stark positiv, erklärte Metzler-Analyst Holger Schmidt jüngst in einer Studie. Die anhaltend hohe Nachfrage lasse eine hohe Kapazitätsauslastung und vorteilhafte Preise erwarten. Er erwartet daher für das dritte Quartal, dass Infineon die Konsensschätzungen übertreffen wird. In einem von Infineon zusammengestellten Konsens gehen Analysten im Schnitt von einem Umsatz von 1,9 Milliarden Euro sowie einem operativen Ergebnis von 332 Millionen Euro aus, was einem Wachstum gegenüber dem Vorquartal entspricht. Im Vergleich zum Vorjahr dürfte das operative Ergebnis damit geringfügig niedriger ausfallen.
DAS ERWARTET INFINEON
Für das dritte Quartal erwartet Infineon weiteres Wachstum. Der Umsatz soll um 1 bis 5 Prozent steigen, die operative Marge wird bei rund 17 Prozent erwartet. Infineon ging dabei von einem Euro-Dollar-Verhältnis von 1,25 aus. Für das bis Ende September laufende Geschäftsjahr hatte der Konzern bei der Vorlage der Zweitquartalszahlen erst die Prognosen erhöht. Infineon rechnet mit einem Umsatzplus von 4 bis 7 Prozent sowie einer operativen Marge von rund 17 Prozent. Wegen des Verkaufs von Geschäftsanteilen an den US-Konzern Cree geht Infineon dabei von einem Überschuss von deutlich über einer Milliarde Euro aus.
Und auch mittelfristig zeigt sich Infineon optimistischer und erhöhte im Juni die Wachstumsaussichten. Wegen des aktuell hohen Auftragsbestands sollen die Erlöse im Geschäftsjahr 2018/19 um mindestens 10 Prozent zulegen. Der Konzern geht bei der Umsatzprognose von einem Euro-Wechselkurs von 1,20 US-Dollar aus. Zudem soll die Segmentergebnis-Marge von derzeit 17 Prozent sukzessive erhöht werden. Für die darauf folgenden Geschäftsjahre geht die Gesellschaft von einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von 9 Prozent aus.
DAS MACHT DIE AKTIE
Die erfolgsverwöhnten Infineon-Papiere mussten nach dem Investorentag Mitte Juni einen Dämpfer hinnehmen und gaben die folgenden zwei Wochen deutlich nach. Ein schwaches Aktienumfeld, sowie gestiegene Risiken in der Halbleiterbranche waren die Gründe dafür. Vor allem schlechte Nachrichten aus der Automobilindustrie sowie die Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Handelskonflikt mit den USA trieben Investoren Sorgenfalten auf die Stirn, ist Infineon doch stark in diesem Sektor engagiert. Zuletzt konnte sich das Papier jedoch wieder erholen. (dpa-AFX/gem)
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