Mit Stefan Sommer als neuem Konzern-Einkaufschef hat Volkswagen eine gute Wahl getroffen. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Zulieferers ZF Friedrichshafen löst spätestens bis Anfang 2019 den langjährigen Beschaffungsvorstand Francisco Garcia Sanz ab, der den Fahrzeughersteller auf eigenen Wunsch verlassen hat. Nach Informationen der Automobilwoche zufolge soll Sommer seine neue Stelle sogar schon zum 1. September antreten.
Der promovierte Maschinenbauer Sommer gilt als technisch exzellenter Ingenieur, der sich auch auf der Einkaufsseite bestens kennt. Bevor er bei ZF bis zum Vorstandsvorsitzenden aufgestiegen war, zeichnete er dort für das Ressort Materialwirtschaft und damit für den Einkauf des Unternehmens verantwortlich. Erfahrung mit Programmen zur Kosteneinsparung hat er so bereits sammeln können. Für die VW-Zulieferer bleibt zumindest die Hoffnung, dass mit Sommer im Einkauf des Autobauers nun künftig ein Manager das Sagen hat, der die Nöte eines Zulieferers im Spagat zwischen Innovationskraft und Rendite zumindest aus eigener Erfahrung kennt.
Unbelastet nach Wolfsburg
Doch Sommer, der mit dem VW-Abgasskandal nichts zu tun und somit unbelastet nach Wolfsburg kommt, ist bei VW nicht nur für die Beschaffung verantwortlich sondern auch für die Komponentenwerke des Autobauers. Sollte der Flottengrenzwert von 95 Gramm CO2 für 2020 laut einem Vorschlag der EU-Kommission weiter gesenkt werden, befürchtet VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh den Verlust von Zehntausenden von Arbeitsplätzen in der Fahrzeugindustrie. Bei VW würde das die hauseigenen Komponentenwerke betreffen, wo Achsen, Getriebe und Motoren gebaut werden.
An dieser Stelle wird Sommer diplomatisches Geschick in der Zusammenarbeit mit der bei den Wolfsburgern traditionell starken Arbeitnehmerseite beweisen müssen. Auch der immer wieder auflodernde Konflikt zwischen VW und der bosnischen Unternehmerfamilie Hastor und deren Zuliefererkonglomerat Prevent dürfte ihm einiges an Fingerspitzengefühl abfordern.
Westfälische Sturheit
Fingerspitzengefühl, das er in der Vergangenheit nicht immer bewiesen hat. Die Sturheit, die man Menschen aus dem Westfälischen, Sommer stammt aus Münster, nachsagt, hat ihm bei seinem letzten Arbeitgeber bei der Verfolgung seiner Ziele letztlich den Job gekostet. Im Machtkampf zwischen ihm und Andreas Brand, Oberbürgermeister der Stadt Friedrichshafen und somit Vertreter der Zeppelin-Stiftung als Haupteigentümer des Konzerns, hat er schließlich seinen Hut genommen.
Doch Sommer wird daraus gelernt haben und dass er Menschen bei der Verfolgung seiner Visionen mitnehmen und für seine Ideen begeistern kann hat er bei ZF ebenfalls bewiesen. Konsequent hat er die Entwicklung von ZF zu einem Zulieferer auf Augenhöhe von Bosch und Continental vorangetrieben und sich auf seinem Weg nicht beirren lassen. Für die geräuschlose Integration des US-Zulieferers TRW durch ZF wurde ihm in der Branche großer Respekt gezollt. Schon mal keine schlechten Voraussetzungen für den neuen Posten bei VW.
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