Der übernächste Jahreswechsel wird spannend für Alain Visser. Im vierten Quartal 2019 läuft im Volvo-Werk Gent die Produktion des SUV 02 der Volvo-Schwestermarke Lynk & Co an, im ersten Quartal 2020 kommt der Kompakte auf den Markt. Als Senior Vice President des neuen Labels des chinesischen Geely-Konzerns hofft Visser auf einen fehlerfreien Anlauf: "Wir wollen Kosten für Nacharbeit und Werkstatt von Anfang an vermeiden, denn leider kann man damit viel Geld verlieren."
Mit dem Start des ersten Modells will Visser den Vertrieb revolutionieren. Interessenten müssen den 02, der an den Porsche Macan erinnert, nicht kaufen. Sie können die Nutzung abonnieren. "Unser Absatzmodell wird dichter am Mieten liegen als am Leasing", so Visser. "Auch das macht uns anders als die etablierten Anbieter."
Schluss mit sechs Übeln
Sechs Übel hat der erfahrene Vertriebs- und Marketingmanager im Neuwagengeschäft identifiziert. Auf Englisch bezeichnet er sie ruppig als "six shit factors". Die Festlegung beim Pkw-Kauf auf meist viele Jahre ist laut Visser für jüngere Autonutzer nicht mehr akzeptabel. "Unsere Kunden sind im Schnitt 30 Jahre alt, gehören zur Netflix- und Spotify-Generation. Bei Lynk & Co werden sie sich nur für mindestens einen Monat binden müssen."
Die anderen negativen Faktoren sieht er in abgelegenen Handelsbetrieben, verwirrend vielen Sonderausstattungen, peinlichen Preisverhandlungen, allzu langem Warten auf die Auslieferung und zeit- wie kostenintensiven Serviceterminen. "Damit macht Lynk & Co Schluss", verspricht Visser. Preisdetails, etwa für den deutschen Markt, verrät er noch nicht.
"Mercedes bleibt Wettbewerber"
Energisch weist Visser Mutmaßungen zurück, Geely-Eigner Li Shufu wolle über seine Beteiligung am Daimler-Konzern dessen Premiummarke Mercedes-Benz mit Lynk & Co verbinden: "Volvo-Chef Håkan Samuelsson und ich sind uns einig – Mercedes ist und bleibt ein Wettbewerber."
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