Der Daimler-Konzern konkretisiert seine Pläne für die große Elektro-Offensive der nächsten Jahre. So soll im Smart-Werk im französischen Hambach in Zukunft ein weiteres EQ-Modell vom Band laufen. Dafür will das Unternehmen 500 Millionen Euro investieren. Bisher läuft in Hambach der Smart Fortwo als Verbrenner und Elektrofahrzeug vom Band. Daimler-Chef Dieter Zetsche traf sich aus Anlass der Investition mit dem französischen Präsidenten Emanuel Macron in Paris. "Jetzt gehen wir den nächsten Schritt und bringen erstmals in unserer über 100-jährigen Geschichte die Produktion von Mercedes-Benz nach Frankreich", sagte Zetsche.
Um was für ein Modell es sich dabei handelt, ist noch nicht bekannt. Bisher hat Daimler nur Teile seiner Elektrostrategie offengelegt. Als erstes Modell startet im kommenden Jahr der EQC, der noch auf der Plattform des verwandten Geländewagens GLC am Standort Bremen gefertigt werden soll. Danach folgt 2020 der EQA, der bereits als Konzept auf der IAA im vergangenen Jahr vorgestellt worden war. Er soll in Rastatt vom Band laufen. Klar ist zudem, dass in Sindelfingen Modelle der Ober- und Luxusklasse und in Tuscaloosa große SUVs mit E-Antrieb gebaut werden sollen. Sie basieren auf einer neu entwickelten Elektroplattform. In China soll zunächst der EQC lokal produziert werden. Bis 2022 will Daimler mehr als zehn Elektro-Pkw von Mercedes und Smart auf den Markt bringen.
Sinkende Auslastung in Hambach
Bei dem Modell in Hambach könnte es sich demnach um ein kompaktes SUV mit dem Namen EQB handeln. Sicher ist bisher nur, dass Mercedes seine Kompaktwagenfamilie um einen Lifestyle-Geländewagen erweitert, der sich als GLB an der G-Klasse orientiert und all jene Kunden ansprechen soll, denen der GLC zu rund geraten ist. Von ihm könnte es einen rein elektrischen Ableger geben. Hintergrund der Entscheidung für Hambach als Standort dürfte auch die Umstellung der Marke Smart auf rein elektrische Fahrzeuge sein. Dies führt im Werk zumindest in der Übergangsphase zu sinkenden Produktionszahlen, die durch ein neues Modell kompensiert werden könnten.
Für den Standort sprechen neben den bereits gesammelten Erfahrungen bei der Fertigung von E-Autos auch die vergleichsweise niedrigen Kosten. "Für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zahlt sich damit nun aus, dass sie bereits vor zwei Jahren mit dem Pacte 2020 zu einer deutlich verbesserten Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Hambach beigetragen haben", so Smart-Chefin Annette Winkler. Unter anderem wurde die Arbeitszeit von 35 auf 39 Stunden erhöht.
Betriebsrat trägt Entscheidung mit
Der Daimler-Betriebsrat trägt die Entscheidung für Hambach mit. "Mit den bereits beschlossenen Zukunftsbildern sind die Werke in Bremen, Rastatt und Sindelfingen ausgelastet", sagte eine Sprecherin des Gesamtbetriebsrats der Automobilwoche. Klar sei aber, dass weiter darüber nachgedacht werden müsse, Komponentenwerke im Konzern wie etwa Gaggenau, die stark am Verbrennungsmotor hängen, auf die Zukunft vorzubereiten. Der IG-Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann sieht durch den Wandel hin zur Elektromobilität in der deutschen Autoindustrie bis 2030 etwa 70.000 Arbeitsplätze in Gefahr. Er forderte die Hersteller deshalb auf, Batteriezellen künftig selbst zu fertigen. Dies lehnen VW, Daimler und Co. bisher ab.
Lesen Sie auch:
Factory 56: Daimlers Modellfabrik für die Zukunft
Elektromobilität: Wie sich Daimlers Powertrain-Werke fit machen für die Zukunft
Daimler erweitert Werk in Tuscaloosa für E-Offensive
EQ-Familie wächst: Ausblick auf elektrische A-Klasse
Aus dem Datencenter:
Absatz Elektroautos und Hybride in Europa im ersten Quartal 2018