Die generellen Konjunkturindikatoren für Deutschland und die Euro-Zone trüben sich weiter ein. Zwar deuten sie immer noch auf Wachstum. Allerdings revidieren bereits die ersten Volkswirte ihre Prognosen für das deutschen BIP-Wachstum.
Ein Abschwung oder gar eine Rezession ist allerdings aktuell noch nicht in Sicht. Denn die Weltwirtschaft sollte dank eines breit aufgestellten Gleichlaufs auch in diesem Jahr ein robustes Wachstum zeigen.
Bereits in den letzten Monaten hat das IKB-Konjunkturtacho zwar weiterhin auf ein unterstützendes Konjunkturumfeld für die Automobilindustrie hingewiesen (die Werte lagen deutlich über dem Durchschnittwert 1). Steigende Risiken für die Wachstumsdynamik bei den Neuzulassungen hat allerdings die Werte zuletzt etwas zurückgehen und den 3-Monatswert unter den 1-Monatswert sinken lassen. Die aktuellen Ein- und Dreimonatswerte für Mai 2018 verharren auf dem Niveau des Vormonats und deuten mit einem Ein-Monatswert von 1,4 und einem Drei-Monatswert von 1,3 nach wie vor auf ein positives und relativ stabiles Konjunkturumfeld hin. Dies spiegelt sich auch im ifo Index für die Automobilindustrie. Zwar hat sich der Index von seinen Hochständen Ende 2017 deutlich verabschiedet. Allerdings ist der jüngste Rückgang in der Automobilindustrie deutlich moderater ausgefallen als in den Monaten zuvor.
Märkte entwickeln sich höchst unterschiedlich
Die Entwicklung wichtiger PKW-Absatzmärkte bleibt weiterhin heterogen. In der EU lässt die Wachstumsdynamik weiter nach, getrieben von rückläufigen PKW-Neuzulassungszahlen in Großbritannien und der – trotz eines niedrigen Niveaus – nur moderaten Erholung des italienischen Markts.
Vor allem im ersten Quartal 2018 hat die Dynamik dort merklich nachgelassen. Eine andere Entwicklung zeigen hingegen Spanien, Frankreich und Deutschland, die im Jahresvergleich zu 2017 im ersten Quartal stabile oder sogar höhere Wachstumszahlen verzeichnen konnten. Allerdings zeigt sich auch hier am aktuellen Rand ein Verlust an Dynamik. In China und Indien gibt es hingegen keine Anzeichen einer möglichen Wende. Beide Absatzmärkte bestätigen auch Anfang 2018 stabile Wachstumsraten. Der russische und brasilianische Markt erholen sich zwar weiter, allerdings bleibt auch hier die Wachstumsrate trotz hohen Aufholungspotenzials überschaubar.
Der US-Markt, der lange Zeit auf hohem Niveau stagnierte, scheint hingegen wieder an Fahrt zu gewinnen. Dies ist aufgrund der Steuersenkungen und dem damit zusammenhängenden höheren verfügbaren Einkommen nicht überraschend. Wie nachhaltig diese Entwicklung sein wird, bleibt allerdings abzuwarten.
Das konjunkturelle Risiko hat sich infolge nachlassender Werte bei den Frühindikatoren weiter erhöht. Auch das Prognoserisiko für den IKB-Konjunkturtacho ist weiter nach unten gerichtet - vor allem bei der 3-Monatsprognose. Aufgrund des aktuellen Niveaus ist allerdings von keiner drastischen konjunkturellen Eintrübung auszugehen. Insgesamt bleibt der kurzfristige Ausblick für die deutsche Automobilindustrie damit positiv.
Der IKB-Konjunkturtacho - Methodik:
Der IKB-Konjunkturtacho bewertet die konjunkturellen Rahmenbedingungen für die deutsche Automobilindustrie mit einem Wert zwischen 0 und 2. Diese Skala berücksichtigt die konjunkturelle Entwicklung seit dem Jahr 2000. Ein Wert von rund 1 deutet dabei auf ein neutrales Umfeld hin: die Konjunktur sendet für den betrachteten Zeitraum weder negative noch positive Signale.
Ist der Wert über 1, ist mit einem günstigen Konjunkturumfeld für die Automobilindustrie zu rechnen. Je näher der Wert an den höchsten Wert 2 (Konjunkturerholung nach der Finanzkrise, insbesondere Anfang 2011) herankommt, desto besser ist der Konjunkturausblick. Ein Wert unter 1 signalisiert hingegen ein herausforderndes Umfeld. Ist der Wert nahe an 0 (Finanzkrise Ende 2008), so ist der wirtschaftliche Ausblick besonders Besorgnis erregend. Grundlage der Berechnung sind Frühindikatoren wie das ifo Geschäftsklima für die Automobilindustrie und aktuelle Statistiken sowie Einschätzungen zu wichtigen Absatzmärkten und deren Einfluss auf die Umsatzentwicklung der deutschen Automobilindustrie. Diese wird ins Verhältnis zu einer konjunkturell neutralen Umsatzentwicklung gesetzt und auf einer Skala zwischen 0 und 2 kalibriert. Die Automobilwoche veröffentlicht das IKB-Konjunkturbarometer monatlich auf ihrer Website (Monats- und Dreimonatsperspektive) und quartalsweise in der Printausgabe (Dreimonats- und Jahresperspektive).
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