Es war der Mitbewohner von Daniel Wiegand in Glasgow, der gesagt hat: "Machs. Gründe das Unternehmen." Zurück in München, gründete Wiegand. Ob er es gemacht hätte, wenn sein Erasumus-Zimmerkollege ihn nicht unterstützt hätte? "Keine Ahnung – aber die Unterstützung, die ich dadurch gespürt habe, war großartig", sagt Wiegand.
Wiegand ist einer der vier Gründer von Lilium Aviation. Seit Teenager-Zeiten hat er den Traum vom Fliegen. Er hatte sogar eher einen Flugschein als den Führerschein.
Wiegand war klar: Die Alternative zum Auto kann nur ein kleiner Personenflieger sein. Also hat er sich dran gemacht, mit einem zunächst kleinen Team ein elektrisches Personenfliegzeug zu entwickeln. Wichtig war dabei: Städte haben keinen Platz für lange Start- und Landebahnen. Also muss es senkrecht landen und starten können. Und wenn es nach Wiegand geht, an jedem beliebigen Punkt. Menschen sollen von Haus zu Haus elektrisch fliegen. Das entlaste die Straßen und reduziere die Luftverschmutzung. Zu Beginn soll noch ein Pilot an Bord sein, später aber, so die Vision, soll das Lufttaxi vom Boden gesteuert werden und in ferner Zukunft gar autonom fliegen.
Die Investoren, die die nächste Stufe der Mobilität auch in der Luft sehen, sind elektrisiert.
Lilium Aviation STECKBRIEF
Die Gründer: Daniel Wiegand, Sebastian Born, Patrick Nathen und Matthias Meiner
Das Start-up: Lilium Aviation
Unternehmenssitz: Oberpfaffenhofen bei München
Gegründet: 2015
Mitarbeiter: Gestartet ist das Team um Wiegand mit 25 Mitarbeitern. Heute sind des 130
Geschäftsidee: Eine Vision für eine komplett neue Mobilität. Man fliegt voll elektrisch von A nach B. "Wir möchten jedem ermöglichen, zu jeder Zeit überall hinfliegen zu können", sagt Wiegand, wenn er über seine Mission spricht. Menschen sollen sich künftig über eine Ridehailing-App einen Lilium-Jet buchen können; ähnlich, wie es bei Uber, Lyft oder My-Taxi funktioniert.
Das ist der Lilium Jet: Das Fliegzeug startet und landet senkrecht, bewegt sich vollelektrisch und kann bis zu 300 Kilometer zurücklegen. Die Höchstgeschwindigkeit sind 300 Stundenkilometer. In den Jet passen fünf Passagiere, der Prototyp ist auf zwei Passagiere ausgelegt.
Vision vs. Realität: Im April 2017 gab es den ersten Flug des Prototypen, der noch unbemannt ablief. Das Projekt ist anspruchsvoll, denn der Lilium-Jet startet und landet senkrecht - anders als der Volocopter, das Fliegzeug eines Karlsruher Start-ups, das ähnlich wie ein Hubschauber im Vorwärtsflug abhebt. Wiegand sagt aber selbst, zwischen 2020 und 2025 werde der Lilium-Jet Realität werden.
Schwierigkeiten? "Batterien sind wahnsinnig schwer. Sie so zu verbauen, dass man das Gewicht händeln kann, ist derzeit unsere Herausforderung", so Wiegand auf einer Tech-Konferenz in München. Die nächste Baustelle ist Qualitätsmanagement sowie sie Sicherheit: Man muss, so stellt es Wiegand klar, an vielen Stellen Gewicht einsparen, darf jedoch nicht die Sicherheit gefährden.
Finanzierung: Die erste Finanzierungsrunde konnte Lilium Aviation mit zehn Millionen Euro abschließen. Geldgeber war der britische Investmentfonds Atomico. Bei der zweiten Finanzierungsrunde Ende September 2017 dann gab es deutlich mehr, nämlich 90 Millionen Dollar. Geldgeber war wieder der Investmentfonds Atomico, aber auch der Chinesische Internetkonzern Tencent.
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