VW-Chef Matthias Müller hat in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" Stellung zum Abgas-Skandal und zur Diesel-Krise bezogen. Er äußerte sich auch zu den finanziellen Folgen für den Volkswagen-Konzern und den Diesel-Besitzer. Auf den rapide sinkenden Wert von älteren Dieselfahrzeugen angesprochen, sagte Müller: "Keiner unserer Kunden muss heute Angst haben, dass er bald in keine deutsche Innenstadt mehr fahren kann oder dass sein Dieselauto künftig nichts mehr wert ist. Es werden bewusst Ängste geschürt."
VW-Chef Müller ging direkt auf den Abgas-Skandal ein: "Bei uns wurde in der Vergangenheit Mist gebaut." Aber VW habe die Probleme behoben und allein in Deutschland bereits 2,1 Millionen Autos mit Software nachgerüstet, sodass sie jetzt absolut gesetzeskonform seien. "Das sind über 90 Prozent der hierzulande betroffenen Autos", so Müller. Außerdem habe VW über die Umtauschprämie schon mehr als 170.000 alte Diesel von der Straße geholt und gegen neue, saubere Fahrzeuge getauscht.
"Dann kippt die ganze Volkswirtschaft in Deutschland"
Mit Blick auf die Entschädigungszahlungen und Rückkäufe von Volkswagen in den USA sagte Müller: "Die deutschen Kunden werden nicht 'abgespeist', wir bringen ihre Autos doch in Ordnung." Die US-Gesetzgebung sei an dieser Stelle besonders. Man müsse Autos vom Markt kaufen, obwohl VW bereits für eine Vielzahl der Fälle eine Lösung gehabt hätte. Volkswagen müsse in diesem Zusammenhang rund 25 Milliarden Euro aufwenden, so der VW-Chef. "Wenn jetzt einer sagt, wir sollen in Deutschland noch mal genauso viel oder mehr bezahlen, können wir den Laden gleich zusperren. Und dann kippt die ganze Volkswirtschaft in Deutschland."
Den gerade gemeldeten Rekordgewinn im Jahr 2017 relativierte Müller im Gespräch mit dem "Spiegel". VW müsse in den nächsten Jahren zig Milliarden investieren, da gehe es auch um die Transformation in den Werken, also um die mehr als 640.000 Mitarbeiter weltweit. "Und der Rekordgewinn schützt uns nicht vor all den Risiken. Wir wissen nicht, ob die Weltwirtschaft weiterhin so rund laufen wird", so der VW-Vorstandsvorsitzende.
Auch die von US-Präsident Donald Trump angedrohte Einschränkung des Freihandels würde für Volkswagen hohe Kosten mit sich bringen. "Das wäre schmerzhaft für uns. Wir haben in Mexiko große Investitionen getätigt. Die Idee war, die dort produzierten Autos zollfrei in die USA exportieren zu können. Stellt Trump die Handelsverträge infrage, wird das sehr teuer für uns", sagte Müller dem Nachrichtenmagazin. (os)
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