Man kann Konzernchef Matthias Müller für vieles kritisieren. Für seine zuweilen undiplomatische Art etwa, die ihm Kritiker gerne als Arroganz auslegen.
Was man ihm jedoch zugute halten muss, ist, dass er sich einen kritischen Blick auf den Konzern bewahrt zu haben scheint. Zumindest hat er sich wohl nicht gegen die entsprechenden Passagen, die ihm sein Redenschreiber präsentiert hat, gewehrt.
So stellte er gleich zu Beginn seiner Ausführungen zur Jahrespressekonferenz fest: "Die Dieselkrise hat uns bis aufs Äußerste gefordert. (...) Sie war aber auch ein nicht zu überhörender Weckruf: dass es (....) so nicht weitergehen durfte. Dass wir uns grundlegend ändern müssen."
Es sei daher auch keinesfalls ein Selbstverständlichkeit, dass er "nach einer solchen Reise – die sich bisweilen wie eine Achterbahnfahrt angefühlt hat" – heute sagen könne: "Der Volkswagen Konzern ist in sehr guter Verfassung."
Die wohl bemerkenswerteste Passage ist aber die folgende, in der Müller den Kulturwandel thematisiert:
"Mir ist bewusst, dass sich viele von Ihnen fragen, ob es damit (gemeint ist die neue Unternehmenskultur Anm. d. Red.) überhaupt jemals etwas wird bei Volkswagen. Ganz verdenken kann ich Ihnen das nicht. Weil wir an diesem Punkt sicher noch am weitesten vom Ziel entfernt sind. Weil auch ich selbst enttäuscht bin, wenn etwas zutage tritt, das unseren – und meinen persönlichen – Werten fundamental widerspricht. Weil auch mir der Wandel oft noch nicht schnell und mutig genug vorangeht. Ich muss mir dann selbst immer wieder klarmachen: Kulturveränderungen in großen Organisationen brauchen Zeit. Sie brauchen Ausdauer und Entschlossenheit. Rückschläge gehören dazu. Entscheidend ist, wie wir damit umgehen. Was wir daraus lernen. Mich jedenfalls bestärkt jeder Rückschlag vor allem darin, weiter am Wandel bei Volkswagen zu arbeiten. Weil es sich lohnt. Und weil wir nur so erfolgreich sein werden."
"Langsam, aber sicher"
Es sei aber keineswegs so, dass man nicht vorankomme. In vielen Teilen des Konzerns würden die Werte bereits "überzeugend gelebt".
Der Wandel gewinne an Breite und Tiefe: "Langsam, aber sicher", so Müller.
Sicher ist auch: Wenn Müller Mitte 2020 als Konzern-Chef abtritt - dann endet jedenfalls sein Vertrag - wird dieses Thema noch nicht abgeschlossen sein und man muss hoffen, das sein Nachfolger einen mindestens genauso kritischen Blick auf das Erreiche mitbringt wie er.
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