Wolfgang Hatz, einst Leiter der Audi-Motorenentwicklung, ist derzeit der einzige Ex-Manager aus dem VW-Konzern, der in Deutschland in U-Haft sitzt. Er wurde am 28. September 2017 im Zuge der Ermittlungen zur VW-Abgasaffäre in München verhaftet.
Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt insgesamt gegen 17 Personen, um ihre Verwicklung in den Diesel-Skandal zu prüfen. Gegen Hatz wird auch wegen des Verdachts auf Betrugs ermittelt. Hatz leitete von 2001 bis 2007 die Motoren-Entwicklung der Audi AG. 2007 wurde er Leiter der Aggregate-Entwicklung im VW-Konzern und Generalbevollmächtigter, 2011 stieg er bei Porsche zum Vorstand für Forschung und Entwicklung auf.
Das Hatz nun nicht vorerst frei kommt, hat einen simplen Grund: Das Gericht befürchtet Hatz könne außerhalb der Gefängnismauern versuchen, die Aufklärung des Skandals um die manipulierten Diesel zu erschweren. Im Amtsdeutsch heißt dies "Verdunkelungsgefahr." Der ehemaligen Audi-Ingenieur Giovanni P. hat Hatz bei seinen Aussagen schwer belastet, heißt es. Hatz gilt auch als enger Vertrauter von Ex-VW-Chef Martin Winterkorn.
Hatz' Anwälte hatten zuvor angeboten - so berichtet die Süddeutsche Zeitung - die Justiz könnte doch Kontakteverbote zu zahlreichen Personen erlassen, darunter eben auch zu Winterkorn und Stadler. So hätte man der Verdunkelungsgefahr entgegenwirken können.
Die Münchener Staatsanwälte hielten das jedoch für Nonsens: "Ein Kontaktverbot, egal mit wem, ist aus unserer Sicht nicht praktikabel und nicht zu überwachen; vor allem nicht im digitalen Zeitalter“, zitiert die Süddeutsche Zeitung Oberstaatsanwältin Andrea Mayer. Das OLG war offenbar derselben Ansicht, Hatz bleibt in Haft.
Für Audi kommen die neuen Meldungen um den ehemaligen Chef der Motorenentwicklung zur Unzeit. Die Premiumtochter legt am Donnerstag bei der Jahrespressekonferenz Zahlen für das Jahr 2017 vor.
Vor einem Jahr hatte die Staatsanwaltschaft medienwirksam just an diesem Tag Büros auf dem Audi-Gelände durchsucht. Mittlerweile gab es vier Razzien bei Audi. "Das dabei sichergestellte Material dürfte vorrangig daraufhin ausgewertet werden, ob sich dort auch Hinweise auf Hatz finden", schreibt die Süddeutsche Zeitung. Im besten Fall wird Hatz dabei entlastet.
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