ZF-Vorstandschef Konstantin Sauer sieht das Unternehmen auf Kurs. „Wir haben unsere Profit-Ziele erreicht“, erklärte er anlässlich der Automesse NAIAS in Detroit. Sauer leitet den Friedrichshafener Konzern nach dem Abgang von Stefan Sommer seit Ende des vergangenen Jahres kommissarisch. Hintergründe für Sommers Abschied waren unter anderem Differenzen mit der Stadt Friedrichshafen, deren Oberbürgermeister Andreas Brand die Zeppelin-Stiftung als ZF-Haupteigentümerin im Aufsichtsrat vertritt.
Laut Sauer ist der Zulieferer sehr gut mit der Entschuldung vorangekommen und habe die Ziele bei Umsatz und Ergebnis erfüllt, teils sogar übertroffen.
„Wir sind im Jahr 2017 bei der TRW-Integration so weit vorangeschritten, dass wir uns zum Jahresende nach innen und außen als ein Unternehmen präsentieren konnten“, sagte Sauer.
Details wollte der Manager mit Verweis auf die Bilanz-Pressekonferenz am 22. März nicht nennen. Sauer ließ auch offen, wie lange er den Posten des Interimschef bei ZF noch bekleidet und verwies auf den ZF-Aufsichtsrat, der spätestens im Vorfeld der Bilanz-Pressekonferenz wieder zusammentrete.
Für 2017 erwartet er für die ZF Gruppe ohne Währungseffekte ein organisches Wachstum von rund sechs Prozent. Im Geschäftsjahr 2016 lag der Konzernumsatz bei 35,2 Milliarden Euro. Die bereinigte Ebit-Marge rangierte gegenüber dem Vorjahr um einen Prozentpunkt höher bei 6,4 Prozent.
Abschluss des Verkaufs im ersten Quartal
Sauer rechnet zudem damit, dass der Verkauf des Geschäftsfeldes Fahrzeugbediensysteme an das in Hongkong ansässige Unternehmen Luxshare im ersten Quartal abgeschlossen wird. Eine entsprechende Vereinbarung über den Verkauf war Ende August vergangenen Jahres abgeschlossen worden.
An der finanziellen Unabhängigkeit des Unternehmens, die in der Langfriststrategie ZF 2025 verankert ist, will er nicht rütteln. „Wir kommen beim Abbau der Verschuldung, die aus der TRW-Übernahme im Jahr 2015 herrührt, mit großen Schritten voran – sogar rascher als geplant.“ Bestätigt sieht er sich auch durch die Ratingagentur Moody's, die den Zulieferer kürzlich als „Investment Grade“ eingestuft hatten.
Ein ZF-Börsengang sei nicht in der Planung. In seiner Zeit als Finanzchef habe er nie einen Finanzplan aufgestellt, der einen Börsengang beinhaltet hätte, erklärte Sauer.
Besserer Zugang zu General Motors
Sauer betont, dass die Integration des US-Unternehmens sehr glatt verlaufen sei. Auch habe TRW den Markt für ZF in den USA weiter geöffnet. So profitierte der Zulieferer von den guten Kontakten TRWs zum US-Fahrzeugbauer General Motors. Sauer erklärte auch an der ZF-Strategie, mit Joint Ventures und Kooperationen Entwicklungen schneller voranzutreiben, festhalten zu wollen.
Der Schuldenabbau und eine gestiegene Eigenkapitalquote erweitern für ZF auch den finanziellen Spielraum für weiteres Wachstum, „zum Beispiel durch Zukäufe und den Ausbau unserer Technologieführerschaft“, so Sauer. „Wo sie unser Technologieportfolio sinnvoll ergänzen, sind Übernahmen wieder denkbar.“ Interesse habe das Unternehmen an einer Verstärkung im Softwarebereich. Eine konkrete Summe für Akquisitionen nannte Sauer nicht.
Elektrifizierung und autonomes Fahren im Fokus
Die Schulden aus der TRW-Akquisition hat ZF zuletzt dadurch reduziert, dass das Unternehmen im Dezember 2017 Anleihen im Wert von insgesamt rund 1,3 Milliarden US-Dollar vor Ende der regulären Laufzeit zurückerworben hat. Das verbleibende Anleiheportfolio der Friedrichshafener setzt sich damit aus rund 2,2 Milliarden US-Dollar und rund 2,2 Milliarden Euro zusammen.
Auf der Automesse in Detroit konzentriert sich ZF auf die Themen Elektrifizierung und autonomes Fahren. Darunter befinden sich auch Technologien für einen Pkw, der mit künstlicher Intelligenz sowie einem kompletten Set von ZF-Sensoren autonom fahren und parken kann. Der zentrale Rechner des Prototypen, ZF ProAI, hat das Unternehmen bereits vor wenigen Tagen auf der Elektronikmesse CES 2017 vorgestellt. Dieser ermöglicht künstliche Intelligenz und autonome Funktionen in Pkw, Lkw, Bussen, Agrar- und Baumaschinen sowie in industriellen Applikationen und Schiffen.
Erster Auftrag für die Steuerbox
Die gemeinsam mit dem US-Chiphersteller Nvidia entwickelte Steuerbox soll schon in Kürze in einem autonomen Fahrzeug, das Level 3 erfüllt auf den chinesischen Markt kommen. Welcher Autobauer das ist, wollte ZF noch nicht verraten. Gerüchten zufolge könnte es sich bei dem chinesischen Fahrzeughersteller um Lifan handeln.
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