VW kommt nicht zur Ruhe. Auch mehr als zwei Jahre nach Bekanntwerden der Manipulations-Software in weltweit rund elf Millionen Dieselfahrzeugen herrscht weiterhin Streit darüber, wann Vorstandsmitglieder Bescheid wussten und ob der Konzern sich in der Krise korrekt verhalten hat.
Christian Strenger, bekannter Aktionär und Fachmann für Corporate Governance, bereitet einen Antrag auf Sonderprüfung bei Gericht vor, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet. Er wirft VW vor, sich im Jahr 2016 nicht genug um die Aufklärung der Affäre gekümmert zu haben. Schon im Mai hatte Strenger auf der Hauptversammlung einen Antrag auf Sonderprüfung gestellt, war damals aber noch gescheitert. Die Hauptaktionäre, die Familien Porsche und Piech sowie das Land Niedersachsen, stehen fest hinter dem Management und haben kein Interesse an Unruhe. Allerdings ist ein Teil der Aktien im Streubesitz. Sollte es Strenger gelingen, mindestens ein Prozent des Grundkapitals oder Anteile im Nennwert von 100.000 Euro hinter sich zu bringen, könnte er eine Sonderprüfung beantragen.
Kritik an VW
Vor wenigen Wochen hat bereits das Oberlandesgericht Celle eine Sonderprüfung für VW angeordnet, dabei ging es allerdings um Vorgänge im Jahr 2015, nämlich die Frage, wann der damalige Konzernchef Martin Winterkorn von den Manipulationen erfahren hat und ob das Unternehmen seine Aktionäre rechtzeitig informiert hat. Strenger will nun auch die Aktivitäten im Jahr 2016 per Sonderprüfung untersuchen lassen. "Celle macht Mut, nicht loszulassen in der Behandlung der Dinge, die man von Vorstand und Aufsichtsrat im jeweiligen Geschäftsjahr erwarten kann", sagte er. Neben der mangelnden Aufklärung stört er sich auch an den Bonusansprüchen und der unzureichenden bilanziellen Vorsorge. Von VW gibt es dazu bislang keinen Kommentar.
Das Unternehmen stand seit Bekanntwerden der Abgasmanipulationen mehrfach in der Kritik, unter anderem, weil es den Untersuchungsbericht der Kanzlei Jones Day entgegen früherer Versprechen nicht veröffentlicht hat und weil die Vorstände trotz des Skandals Millionen an Boni erhalten.
Strenger hat große Erfahrung als Aktionär, er war früher Chef der Fondsgesellschaft DWS und Gründungsmitglied der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex.
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