Das autonome Fahren kommt, das ist sicher. Jedoch ist die Technik, mit der die Autos selbständig fahren kompliziert und teuer. Essenziell für selbstfahrende Autos sind Sensoren, mit denen das Auto seine Umwelt erfassen kann und in Echtzeit aktualisiert. Solche laserbasierten 3D-Sensoren, auch auch Lidar genannt (Light Detection and Ranging), entwickelt das Start-up Blickfeld. Ihre Technik ist dabei qualitativ hochwertig, kann aber gleichzeitig kostengünstig produziert werden. "Wir liefern autonome Technik für den Massenmarkt", sagt Florian Petit, einer der drei Gründer von Blickfeld. 18 Patente hat Blickfeld dafür bereits angemeldet.
Kürzlich erst hat das Start-up seine erste Finanzierungsrunde über 3,6 Millionen Euro abgeschlossen. Mit dem Millionenzuschuss soll die Technik für den Lidar-Sensor noch ein bisschen besser gemacht werden, damit erste Sensoren zu Testzwecken an Hersteller geliefert werden können. "Unser Laser scannt rund zwanzig mal pro Sekunde den Raum und kann so eine Tiefenkarte in Echtzeit herstellen. Daran sollen sich selbstfahrende Autos künftig orientieren", sagt Petit.
Die Serienproduktion folgt vielleicht im nächsten Jahr, aber dafür braucht Blickfeld eine um ein Vielfaches höhere Investitionssumme und womöglich auch den ein oder anderen Partner an der Seite. "Aber die Zeit rast. Allzu lange dürfen wir uns nicht mehr Zeit lassen", sagt Petit.
Die ersten Fahrzeuge mit Lidar-Sensoren kommen 2018 bereits auf den Markt, der A8 von Audi, beispielsweise. Er ist das erste Fahrzeug, das hochautomatisiert, also mit Level-3-Technik fährt und sich somit auf Autobahnen bei einem Tempo bis zu 60 Kilometern in der Stunde selbständig bewegt. Petit und sein Team konzipieren ihre Technik aber nicht für den Premium-Markt, sondern für die Masse, damit hochautomatisiertes und autonomes Fahren nicht eine Technik für wenige bleibt, sondern alle Menschen sie nutzen können.
DER BLICKFELD-STECKBRIEF
Die Gründer: Rolf Wojtech, Informatiker, Florian Petit,Robotik-Experte und Mathias Müller, Optik-Experte
Das Start-up: Blickfeld
Gegründet: Mitte 2016
Geschäftsidee: Wir haben einen neuen Ansazt zur Entwicklung und Herstellung von Lidar-Systemen entwickelt, die von autonomen Maschinen aber auch von autonomen Autos genutzt werden.
Die Technik: Wir unterscheiden uns von anderen Lidar-Systemen, da wir handelsübliche Komponenten mit Siliziumstrukturen kombinieren. Das macht unser Produkt kostengünstig und massenproduzierbar, erfüllt aber gleichzeitig die Anforderungen der Autoindustrie. Wir erreichen mit unserer Lösung eine hohe Abtastrate der Umgebung von rund zehn bis zwanzig mal pro Sekunde, da wir eine eigene Scannertechnik entwickelt haben die sogar zum Patent angemeldet ist.
Das machen wir anders: Mit dieser eigenen Lösung können wir eine Technik anbieten, die vergleichbar mit den heutigen hochpreisigen Systemen ist, sie aber viel günstiger anbieten. Das macht unsere Lösung interessant für den Massenmarkt, auf dem es auch hochautomatisierte und autonome Fahrzeug geben wird.
Erste Kunden: Wir sprechen derzeit mit rund zehn bis 15 Herstellern und Zulieferern und wir merken: Das Interesse der Autohersteller ist groß. Kunden haben wir aber noch keine, weil wir noch kein fertiges Produkt haben.
Konkurrenz? Wir würden uns als direkten Konkurrenten von Mobileye sehen.
Unternehmenssitz: München
Anzahl Mitarbeiter: Zum Zeitpunkt der Gründung waren wir zu dritt, mittlerweile haben wir rund 20 Mitarbeiter. Wir wachsen aber sukzessive.
Finanzierung: Erst kürzlich haben wir unsere erste Finanzierungsrunde mit 3,6 Millionen Euro abgeschlossen. Das Geld kommt von Fluxunit - OSRAM Ventures, High-Tech Gru¨nderfonds, Tengelmann Ventures und Unternehmertum Venture Capital Partners.
Gewinn: Wir investieren noch – auch das Geld, dass wir jetzt in der Finanzierungsrunde eingesammelt haben, fließt direkt in unser Produkt sowie in neue Arbeitsplätze.
Branchen: Alle Industrien, die autonome Technik nutzen.
Pläne für die Zukunft: Wir wollen in den nächsten Monaten unsere Technik so aufsetzen, dass erste Hersteller sie zu Testzwecken nutzen können. Bevor es aber in die Serienproduktion unserer Lidar-Technik geht, müssen wir noch einmal richtig viel Geld einsammeln. US-Start-ups, die etwas ähnliches machen wie wir, sammeln in Finanzierungsrunden dann dreistellige Millionenbeträge ein. In diese Richtung müsste es bei uns auch gehen. Zudem brauchen wir Partner, um die Serienproduktion hinzubekommen.
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