Audi bringt mit dem neuen A8 das erste Fahrzeug auf den Markt, das autonomes Fahren auf Level 3 ermöglicht. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist ein Lidar-System, das in der Frontschürze der Oberklasselimousine platziert ist. Lieferant der Laserscanner-Technologie ist das französische Unternehmen Valeo.
„Unser Scala ist der erste Laserscanner, der die harten Anforderungen der Automobilindustrie erfüllt“, sagt Harald Barth, beim Zulieferer für das Produktmarketing im Bereich Fahrerassistenz verantwortlich. „Hochautomatisiertes Fahren ab Level 3 erfordert eine dreifach redundante Umfelderkennung. Ohne Lidar geht es dabei nicht.“
Auch andere Anbieter wollen sich mit Lidar-Technik etablieren. So arbeiten unter anderem Continental und der US-Zulieferer Velodyne an solchen Systemen.
58.000 Messpunkte pro Sekunde
Eine der größten Herausforderungen bei der Entwicklung des Laserscanners mit rotierendem Spiegel war die Unempfindlichkeit gegen Vibration und Stöße. Das Ergebnis: Der Scala hält nun starke Erschütterungen von 20 g aus.
Fahrzeuge werden dank der Technik bis 150 Meter Entfernung sicher erkannt, Personen bis 80 Meter Entfernung. Die maximal mögliche Reichweite liegt bei über 300 Metern. Insgesamt erzeugt der Laserscanner 58.000 Messpunkte pro Sekunde. Valeo kann den Scala für deutlich unter 1000 Euro anbieten. Gefertigt wird der Laserscanner im Valeo-Werk in schwäbischen Wemding. Der Standort mit rund 1400 Beschäftigten hat seinen Schwerpunkt im Bereich Fahrerassistenz.
Ausstoß Laserscanner wird sich deutlich erhöhen
Vor zwei Jahren hatte Valeo dort eine Produktionslinie nach den Anforderungen der Autobauer für die Serienfertigung in Betrieb genommen. Seitdem wurden mehr als 5000 Scala gefertigt. Und dabei wird es nicht bleiben. Valeo, nach eigener Einschätzung Weltmarktführer bei Fahrerassistenten, treibt die Laserscanner-Entwicklung weiter voran. „In den nächsten drei Jahren wird sich das Volumen bei der Produktion von Laserscannern jeweils verdoppeln“, prognostiziert Barth.
Insgesamt hat Valeo mehr als 700 Millionen ADAS-Produkte wie Sensoren, Steuergeräte, Kamera- und Radarsysteme verkauft. Bis Ende des Jahres 2021 soll eine Milliarde hinzukommen.
Dritte Generation ohne rotierenden Spiegel
2020 will Valeo mit Scala Cocoon als weltweit erster Anbieter ein System auf den Markt bringen, das einen Rundumschutz bietet, weil mehrere Laserscanner zum Einsatz kommen. „Für die Weltpremiere haben wir bereits einen ersten Auftrag“, erklärt Barth. Dies gilt auch für die zweite Generation des Scala, die ebenfalls 2020 auf den Markt kommen soll.
Der Zulieferer beschäftigt sich bereits seit dem Jahr 2010 mit der Lidar-Technik und hat dafür 2010 eine exklusive Kooperationsvereinbarung mit Ibeo Automotive Systems abgeschlossen. Resultate der Zusammenarbeit mit dem Sensorspezialisten sind die ersten beiden Scala-Generationen. Für die dritte Generation des Scala wird dann die sogenannte „Solid-State“-Technologie genutzt, die ohne rotierenden Spiegel auskommt. Auch dafür liegt bereits ein Entwicklungsauftrag vor. Für diese Entwicklung arbeitet Valeo mit Partnern zusammen.
Begehrter Kooperationspartner Ibeo
Doch auf den Hamburger Valeo-Kooperationspartner Ibeo sind auch andere Unternehmen aufmerksam geworden. Vor gut einem Jahr hat sich der ebenfalls auf dem Gebiet des autonomen Fahrens aktive Zulieferer ZF Friedrichshafen mit 40 Prozent an Ibeo beteiligt.
Lidar-Sensoren sollen die bislang von ZF genutzte Radar- und Kameratechnik ergänzen. Die mit Ibeo entwickelte Lidar-Generation soll ebenfalls ohne rotierenden Spiegel auskommen.
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