Im Wolfsburger VW-Konzern wird der Bereich Integrität und Recht personell aufgestockt. "Bis Ende dieses Jahres möchte ich alle offenen Planstellen in meinem Ressort besetzt haben", sagte Hiltrud Werner, die besagte juristische Arbeitsgebiete im Konzernvorstand verantwortet, der Automobilwoche. Die Topmanagerin fügte hinzu: "Wir hatten seit meinem Amtsbeginn 90 Stellen hinzubekommen, von denen derzeit noch rund zwei Dutzend offen sind".
Auf ihrer persönlichen Management-Agenda rangiert Werner zufolge "für die kommenden Monate ganz oben, die Volkswagen Group of America bei der Erfüllung aller Auflagen aus dem Settlement zu unterstützen". Dazu stehe sie unter anderem mit Stephanie Davis, VWs neuen Chief Compliance Officer, und Mathias Erb, dem Chief Engineering Officer North American Region & Head of Product Strategy, in intensivem Kontakt. Werner weiter: "Neue Volkswagen-Modelle müssen auch an unseren sechs Standorten in Nordamerika nach den neuen Richtlinien, den Golden Rules, zertifiziert werden".
Bei der Aufarbeitung der Dieselkrise befindet sich der Konzern Werner zufolge "nach wie vor in einer komplexen juristischen Lage, in der es eine Vielzahl rechtlicher und finanzieller Risiken zu berücksichtigen gilt".
Anschauungsmaterial für Akademiker
Die VW-Konzernvorständin hob hervor, dass VW den hierarchischen Abstand zwischen dem operativen Führungsgremium und den Beschäftigten reduzieren will. Das diene einem wichtigen Ziel, so Werner: "Echtes Unternehmertum im gesamten Unternehmen".
Im Rahmen der "Volkswagen Convention" wird VW bis Ende November über 7.200 Führungskräfte vom Meister bis zum Topmanager schulen, darunter auch 200 Vertrauensleute und Betriebsräte. Werner zum ideellen Hintergrund dieses Ansatzes: "Wir wollen den Gedanken des 'speak up freely' fest verankern und das Prinzip ‚bad news travel fast' – jedes Problem muss schnellstmöglich bei demjenigen ankommen, der es auch bearbeiten und lösen kann".
Wie Hiltrud Werner auf Anfrage mitteilte, kooperiert VW inzwischen mit vier Hochschulen weltweit, um die Erfahrungen aus der Krise des Konzerns als Teil des Lehrmaterials etwa für MBA-Kurse und Executive Trainings zur Verfügung zu stellen.
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