Die Staatsanwaltschaft München hat am Mittwoch einen zweiten Audi-Mitarbeiter in Untersuchungshaft genommen. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft bestätigte einen Bericht des "Handelsblatts". Außerdem habe es weitere Durchsuchungen gegeben und die Zahl der Beschuldigten habe sich erhöht, meldet das Blatt weiter.
„Ich kann bestätigen, dass es gestern im Rahmen der Audi-Ermittlungen zu zwei weiteren Durchsuchungen kam und eine Person in Untersuchungshaft genommen wurde“, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München II. Bei den nun Beschuldigten handelt es sich nicht um ehemalige oder amtierende Vorstände von Audi, so die Informationen des Handelsblatts.
Nach neuesten Medienberichten der Recherchegemeinschaft von SZ, NDR und WDR soll es sich bei dem inhaftierten Manager um den ehemaligen Leiter der Motorenentwicklung bei Audi Wolfgang Hatz handeln. Hatz war bis September 2015 Forschungs- und Entwicklungsvorstand bei der VW-Tochter Porsche, hatte jedoch nie ein Vorstandsamt bei Audi inne.
Am 3. Juli 2017 war mit Giovanni P. bereits einer der ehemaligen führenden Motorenentwickler bei der Volkswagen-Tochter festgenommen worden. Die US-Justiz wirft dem heute 60-jährigen Italiener vor, er habe "Audi-Mitarbeiter angewiesen, Software zu entwickeln und einzubauen, mit der die standardmäßigen US-Abgastests getäuscht werden". Die Münchner Justiz verdächtigt ihn des Betruges und der unlauteren Werbung. Audi hatte ihm im vergangenen Februar fristlos gekündigt.
Mit Giovanni P. waren bisher insgesamt vier ehemalige Audi-Techniker verdächtig worden. Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt sein eineinhalb Jahren rund um Audi und inwiefern Mitarbeiter der Premiumtochter direkt am Dieselskandal beteiligt waren.
Anfang März - ausgerechnet am Tag der Jahrespressekonferenz - durchsuchten die Münchener Ermittler mehrere Objekte, darunter die Audi-Zentrale in Ingolstadt.
Als Folge des Dieselskandals und der anhaltend schlechten Presse hat der Audi-Aufsichtsrat vor kurzem den Austausch von vier Audi-Vorständen beschlossen. Axel Strotbek (Finanzen), Thomas Sigi (Personal), Hubert Waltl (Produktion) und Dietmar Voggenreiter (Vertrieb) mussten ihren Hut nehmen. Audi-Chef Rupert Stadler steht wegen des Dieselskandals unter Druck, hat Konzernkreisen zufolge aber weiterhin die Rückendeckung der Familien Porsche und Piëch. Nach dem Austausch des halben Vorstands soll er für Stabilität sorgen.
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