Nach monatelangen Personalspekulationen hat Audi vier von sieben Vorständen ausgetauscht. Die Ingolstädter wollen so für Ruhe sorgen, den Neuanfang schaffen. Als klarer Cut und Abschluss mit der Vergangenheit gehen die Wechsel an der Konzernspitze allerdings nicht durch.
Der Audi-Aufsichtsrat – allen voran VW-Chef Müller – hatte gute Gründe für den Kahlschlag im Audi-Vorstand. Vertriebsvorstand Dietmar Voggenreiter und Produktionschef Hubert Waltl haben sich durch Managementfehler disqualifiziert. So hatte der Streit mit den chinesischen Händlern Anfang des Jahres zu einem Absatzeinbruch geführt. Der Grund: Audi hatte sich mit SAIC einen zweiten Partner ins Boot geholt, ein strategischer Fehler, der richtig Geld kostete. Produktionsvorstand Waltl hingegen wird unter anderem vom Betriebsrat Strategielosigkeit vorgeworfen.
So weit, so nachvollziehbar. Die Auswahl der Neuen macht jedoch stutzig. Alle vier Vorstände stammen aus dem VW-Konzern. Hinter den Kulissen soll in den vergangenen Wochen heftig um die Personalien geschachert worden sein. Der neue Personalvorstand, Wendelin Göbel, war lange Jahre enger Mitarbeiter Winterkorns – und damit auch Vertrauter von Ferdinand Piech, der nach wie vor Einfluss im Konzern hat, Göbel wird intimes Detailwissen über Internas nachgesagt. Angesichts der noch laufenden Diesel-Ermittlungen ein nicht gänzlich von der Hand zu weisendes Risiko - auch wenn Göbel nicht im Visier der Behörden steht.
Kein Mut für externe Lösungen
Mit Bram Schot, Alexander Seitz und Peter Kössler setzt VW auf hingegen Manager, die bisher nicht groß in Erscheinung getreten und der Öffentlichkeit weitestgehend unbekannt sind.
Immerhin ist der neue Vertriebsvorstand Bram Schot als ehemaliger Marketingchef von VW-Nutzfahrzeuge in Sachen Abgasbetrug ein unbeschriebenes Blatt, auch der neue Produktionsvorstand Peter Kössler und Finanzvorstand Alexander Seitz haben vermutlich weiße Westen. Doch ob vier neue Vorstandsmitglieder, die im VW-Konzern fest verwurzelt und dort sozialisiert sind, für frischen Wind bei Audi sorgen können, ist fraglich.
Fest steht: Der Mut für externe Lösungen fehlte. Die Besetzung mit ein oder zwei VW-Neulingen hätte das Signal für den Neuanfang nach außen hin deutlich sichtbar gemacht. So drängt sich der Verdacht auf, dass es sich bei diesem Vorstandsumbau vor allem um Symbolpolitik und einen Schnellschuss kurz vor der IAA handelt, um für Ruhe innerhalb des Audi-Konzerns sowie in der Öffentlichkeit zu sorgen.
Stadler-Frage bleibt offen
Und die ganz große Frage bleibt nach wie vor offen: Wie geht es mit Stadler weiter? Als Vorstandsvorsitzender trägt er die politische Verantwortung, nicht nur für die Dieselkrise, auch für die strategischen Probleme in China Anfang des Jahres. Viele Audianer halten ihn für nicht mehr haltbar. Auch der jetzige Vorstandsumbau wird daran nichts ändern.
Einige Manager munkeln, es gebe einen Deal, der besagt, dass Stadler bleiben darf bis die Ermittlungen der Staatsanwaltschaften weiter vorangeschritten oder abgeschlossen sind. Der große Cut im Audi-Vorstand kommt möglicherweise also erst noch. So lange Stadler Vorstandsvorsitzender ist, das ist offensichtlich, wird es Audi schwer haben, zur Ruhe zu kommen.
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