Der frühere VW-Konzernchef Martin Winterkorn hat womöglich früher von der Manipulation der Abgaswerte erfahren als bisher bekannt. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Demnach hat der ehemalige VW-Manager Bernd Gottweis, ein enger Vertrauter Winterkorns, diesen schwer belastet. Er habe bei den Ermittlungsbehörden ausgesagt, er habe am 21. Juli 2015 von der illegalen Software erfahren. Daraufhin habe er Winterkorn in einem Telefonat am 27. Juli 2015 darüber informiert, dass VW in den USA"beschissen" habe.
Volkswagen hat erst Mitte September die Öffentlichkeit informiert, nachdem die amerikanischen Umweltbehörden die Manipulations-Software entdeckt hatten. Zahlreiche Anleger klagen nun gegen den Konzern und die Muttergesellschaft Porsche Holding, bei der Winterkorn ebenfalls Vorstandsmitglied war, weil sie sich zu spät informiert fühlen und durch den Kurssturz der VW-Aktie viel Geld verloren haben. Gegen Winterkorn und den damaligen VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch, den heutigen Aufsichtsratschef, laufen Ermittlungen. Bei VW heißt es weiterhin, der Vorstand habe erst Anfang September von den Manipulationen erfahren.
Keine Reaktion der Vorstände
Bernd Gottweis hat mehr als 40 Jahre für VW gearbeitet und war zuletzt für die Qualitätssicherung verantwortlich. Seinen Angaben zufolge hat er am 24. August auch Heinz-Jakob Neußer informiert. Passiert sei aber nichts. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt wegen Betrugsverdachts gegen Winterkorn, Neußer, Gottweis und weitere VW-Mitarbeiter. Alle Verdächtigen weisen die Vorwürfe zurück.
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