Bram Schot - europäischer Vertriebsexperte
Bram Schot soll auf Vertriebsvorstand Dietmar Voggenreiter folgen, der über die Auseinandersetzungen mit chinesischen Händlern gestolpert ist. Diese haben nicht nur Audi, sondern auch dem Mutterkonzern VW massive Gewinneinbrüche im weltweit wichtigsten Markt beschert.
Der 55-jährige gebürtige Niederländer Bram Schot, ist zwar schon seit 2011 im VW-Konzern, zählt aber nicht zu den Typen, die die große Bühne suchen. Schot löste im April 2012 Harald Schomburg als Leiter Marketing- und Vertrieb bei Volkswagen Nutzfahrzeuge ab, in den Monaten zuvor war er bereits für strategischen Projekte im Bereich Konzern Vertrieb zuständig.
Schot soll zu denjenigen Managern mit hervorragendem Ruf zählen, die VW-Chef Martin Winterkorn seiner Zeit in der Branche unter anderem von Daimler abwarb, um seinem Ziel Volkswagen bis 2018 zum weltweit führenden Konzern auszubauen schneller näher zu kommen.
Schot startete seine Karriere 1982 beim niederländischen Lkw-Hersteller DAF Trucks Niederlande. Den Master Business Administration der Universität Bradford und weiterführende Abschlüsse an den weltweit renommiertesten Wirtschaftskaderschmieden, dem Insead (Institut Européen d'Administration des Affaires) in französischen Fontainebleau und der amerikanischen Universität Harvard in der Tasche, wechselte er 1987 zu Daimler-Chrysler, wo er ebenfalls im Marketing der Nutzfahrzeugsparte tätig war. 1990 verantwortete er dort bereits das Ressort Strategie und stieg zum Verkaufsleiter auf. 1994 schließlich verantwortete er Marketing und Vertrieb bei Mercedes Benz Nutzfahrzeuge und stieg bis 2003 zum Generaldirektor und Präsidenten von Mercedes Benz Niederlande auf.
2006 beerbte er Wolfgang Schrempp als CEO und Präsident von Mercedes Italien. Schot war damit der erste Nicht-Deutsche an der Spitze einer Länderorganisation des schwäbischen-amerikanischen Premium-Herstellers. Mit damals vier Milliarden Euro Umsatz und einen Absatz von 150.000 Einheiten war Italien zu diesem Zeitpunkt nach Deutschland und den USA der drittwichtigste Absatzmarkt von Daimler-Chrysler. In Italien setzte Schot einige Programme zur Effizienzsteigerung um und soll durch diverse Projekte auch auf Konzernebene zur Modernisierung der Organisation beigetragen haben.
Wirtschaftlich wenig relevant, aber für Schot wohl dennoch einer der wichtigsten Augenblicke in seiner Karriere dürfte 2007 die Übergabe des neuen Papa-Mobils an Papst Bendikt XVI gewesen sein. Für das ‚Bad in der Menge' nutzte das katholische Kirchenoberhaupt ab diesem Zeitpunkt eine eigens für ihn angepassten G-Klasse.
Ein wenig "heiligen" Beistand dürfte Schot auf bei seiner neuen Aufgabe hilfreich sein. Die Wogen zwischen Audi und den chinesischen Händlern scheinen zwar vorerst geglättet, doch jedes weitere Husten in China dürfte sich nach diesem Vorkommnis schnell zu einer Lungenentzündung entwickeln.
Alexander Seitz - auslandserfahrener Finanzer
Alexander Seitz soll neuer Finanzvorstand von Audi werden. Bereits seit mehr als zehn Jahren ist Seitz im VW-Konzern tätig. Seit 2013 ist der gebürtige Rheinländer als Vizepräsident des VW-Joint Ventures mit SAIC in China.
Seitz ist ein echter Branchen-Mann. Seine berufliche Laufbahn begann der Diplom-Kaufmann 1987 bei Daimler, wo er verschiedene Funktionen im Bilanzbereich und im Controlling durchlief. In den Jahren 1995 bis 2000 baute Seitz für den Stuttgarter Autobauer das erste Werk in Brasilien auf. Anschließend ging es für ihn mit Daimler nach Detroit.
Ende 2005 folgte schließlich der Wechsel zu Volkswagen, wo er unter anderem zwischen 2008 und 2013 als Beschaffungsvorstand von VW do Brasil erneut in Brasilien tätig war. Eine Tatsache, die seine brasilianische Gattin freute, wie Seitz sagt. Seit nun vier Jahren in China, schätzt Seitz den Pragmatismus, mit dem insbesondere Shanghai-Chinesen Herausforderungen angehen, wie er selbst sagt. Das mache das Arbeiten angenehm. Seitz engagiert sich unter anderem in der deutschen Handelskammer in Shanghai. Der 55-Jährige bringt damit gute Beziehungen zu dem für Audi wichtigen chinesischen Markt mit. Stimmt der Audi-Aufsichtsrat seiner Berufung in den Vorstand zu, ginge es für den Manager nach vielen Jahren im Ausland zurück nach Deutschland.
Peter Kössler - Aufsichtsratsmitglied mit Produktionserfahrung
Peter Kössler soll auf den glücklosen Produktionsvorstand Hubert Waltl folgen. Kössler ist bereits seit rund 30 Jahren Audianer. In den Jahren 2007 bis 2015 leitete er das Werk in Ingolstadt, seither führt er das ungarische Werk in Györ, das die ersten Elektrofahrzeuge des Unternehmens bauen soll. Als er den Posten antrat sagte der studierte Feinwerktechniker, er wolle alles dafür tun, den Zukunft von Audi Ungarn zu sichern. Ihm wird auch in der Belegschaft viel Vertrauen entgegengebracht.
In Aufsichtsratskreisen heißt es, Kössler sei "ein guter Mann". Dort sollte man ihn kennen, schließlich gehört er seit 2009 dem Kontrollgremium an. Dennoch könnte es insbesondere bei seiner Person Widerstand geben. So sei Wolfgang Porsche der Auffassung, das Kössler zu arbeitnehmerfreundlich sei. Porsche wolle einen Hardliner, heißt es in Unternehmenskreisen.
Wendelin Göbel - Müller-Vertrauter
Wendelin Göbel, der von Thomas Sigi das Personalressort übernehmen soll, gilt als enger Vertrauter von Konzernvorstand Matthias Müller. Der Bayer hat auf dem zweiten Bildungsweg an der Fachhochschule Ingolstadt studiert und ist vor rund drei Jahrzehnten zu Audi gekommen, wo er an der Seite von Vorstandschef Martin Winterkorn Karriere machte.
Als Winterkorn vor zehn Jahren den Vorstandsvorsitz von VW übernahm, ging Göbel mit nach Wolfsburg und kümmerte sich als Generalsekretär um zahlreiche große Themen. Der vierfache Familienvater koordinierte Termine, begleitete den Chef auf Reisen und bereitete Vorstands- und Aufsichtsratssitzungen vor. Obwohl er eng mit dem ehemaligen Vorstandschef zusammenarbeitete und intime Kenntnisse über das Unternehmen hat, wurde sein Name bislang nicht mit der Dieselkrise in Verbindung gebracht. Er hat den Ruf eines integren, verlässlichen Managers.
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