Es war ein Paukenschlag: Am 22. Februar 2016 wurde bekannt, dass die AMI in Leipzig ausfallen würde. Kurz darauf war klar: Eine Neuauflage wird es nicht geben. Ist das ein Zeichen dafür, dass traditionelle Automessen überholt sind? Einige Anzeichen dafür gibt es.
Auf der IAA wird die Autobranche alles zeigen, was sie hat – vom AMG-Supersportwagen mit über 1000 PS bis zum VW Polo reicht in diesem Jahr die Bandbreite der Neuheiten. Die vermutlich wieder zahlreich anreisenden Besucher werden viel zu bestaunen haben und wohl nicht bemerken, wie es hinter den Kulissen aussieht. Dort rumort es nämlich, und zwar nicht nur aufgrund von Abgas-Skandal und Kartellvorwürfen. Immer mehr Hersteller zweifeln daran, ob sich die teuren Messestände lohnen. Zahlreiche, auch große und prominente Hersteller, haben sich entschieden, der Messe in diesem Jahr fernzubleiben. Volvo, Fiat und Nissan gehören zu denen, die sich gegen die IAA entschieden haben. Auch der bekannte Elektroautobauer Tesla wird nicht nach Frankfurt kommen.
Hersteller setzen auf neue Marketing-Konzepte
Generelle Kritik an der IAA hört man jedoch selten, selbst bei den Verweigerern. "Wir haben uns nicht gegen die IAA, sondern für ein anderes Konzept entschieden", sagte zum Beispiel Volvo-Deutschland-Chef Thomas Bauch. Die Hersteller setzen verstärkt auf andere Möglichkeiten, ihre Produkte zu präsentieren, sei es im Internet oder auf eigenen Veranstaltungen. Dieser Trend ist nicht neu; so haben auch Hersteller, die auf große Messen gehen, in den vergangenen Jahren ihre Autos am Vorabend auf eigenen Veranstaltungen gezeigt, um nicht im Neuheiten-Trubel unterzugehen. Der VW-Konzernabend am Vorabend großer Messen ist hier nur ein Beispiel. Auch Audi hat die Premiere des neuen A8 nicht auf der IAA gefeiert, sondern wenige Wochen vorher einen "Audi Summit" veranstaltet. Eigene Veranstaltung nicht nicht nur individueller und lassen sich besser der Zielgruppe und den eigenen Vorstellungen anpassen, sie sind oftmals auch noch günstiger.
Volvo veranstaltet Roadshow
Selbst die Hersteller, die noch zur IAA kommen, machen dieses Jahr einiges anders. Daimler beispielsweise lädt dieses Jahr während der Messe in Kooperation mit dem Festival "South by Southwest" zur Kulturveranstaltung "me Convention" ein.
Volvo will in Deutschland künftig auf einer eigens veranstalteten Roadshow seine Kunden treffen. "Wir wollen uns dort bewegen und präsentieren, wo sich unsere Klientel aufhält", sagte Bauch. Die Roadshow soll im Rahmen großer Veranstaltungen stattfinden, bei denen sich potenzielle Kunden treffen. Volvo denkt dabei unser anderem an Kongresse von Architekten und anderen Freiberuflern oder bei Sportveranstaltungen. Auf der Roadshow präsentiert Volvo nicht nur seine Fahrzeuge deren technische Besonderheiten, sondern auch schwedische Essen und Musik. Volvo-Händler können auch Teile der Roadshow zu sich kommen lassen, um beispielsweise Interessenten Volvos Sicherheitstechnik nahezubringen. Bauch berichtet von "großem Zuspruch" der Händler, weil die Kontakte mit Interessenten dabei deutlich intensiver seien als auf großen Messen, auf denen Volvo zudem immer Gefahr laufe, übersehen zu werden. Den Ansatz der Schweden unterstützt auch Willi Dietz, Professor am Institut für Automobilwirtschaft: "Wenn der Kunde nicht zu mir kommt, muss ich zu ihm gehen."
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