Uber-Chef Travis Kalanick hat die Spitzenposition bei dem Fahrdienst-Vermittler aufgegeben - nach massivem Druck von Investoren.Der Mitgründer werde aber weiterhin Mitglied im Verwaltungsrat bleiben, teilte das Aufsichtsgremium am Mittwoch mit. Der Rücktritt gebe Uber Freiraum, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Zuvor hatten "New York Times", "Wall Street Journal" und das Technologieblog "Recode" von Kalanicks Rücktritt berichtet.
Vergangene Woche hatte Kalanick sich eine unbefristete Auszeit genommen, nachdem im Zuge einer Untersuchung zu Vorwürfen von Sexismus und Diskriminierung bei Uber massive Veränderungen beschlossen wurden, die seine Vollmachten beschneiden sollten. Kalanick trauert derzeit um seine bei einem Bootsunfall ums Leben gekommene Mutter.
"Ich liebe Uber mehr als alles andere auf der Welt"
Die "New York Times" zitiert aus einer bisher nicht veröffentlichten Erklärung Kalanicks: "Ich liebe Uber mehr als alles andere auf der Welt und in diesem schwierigen Moment in meinem persönlichen Leben habe ich die Forderung der Investoren akzeptiert, beiseite zu treten, damit Uber wieder zum Aufbauen zurückkehren kann, statt durch einen weiteren Kampf abgelenkt zu werden."
Der "New York Times" zufolge kam die Rücktrittsforderung an Kalanick von den Investmentfirmen Benchmark, First Round Capital, Lowercase Capital, Menlo Ventures und Fidelity Investments. Uber nahm Milliarden bei Investoren ein und war bei diesen Geldspritzen laut Medienberichten mit bis zu 69 Milliarden Dollar bewertet worden - ein Rekord für ein Start-up.
Aggressive internationale Expansion
Der langjährige Firmenchef, der die umstrittene Unternehmenskultur und die aggressive internationale Expansion geprägt hat, hatte bislang betont, dass er die Führungsrolle behalten und als besserer Manager und Mensch aus der Auszeit zurückkehren wolle.
In den vergangenen Wochen waren Uber und Kalanick immer stärker unter Druck geraten. Das wegen seiner aggressiven Firmenkultur und Wachstumsstrategie berüchtigte Unternehmen musste eine tiefgreifende Untersuchung einleiten, nachdem eine ehemalige Software-Entwicklerin von Sexismus und sexueller Belästigung berichtete, die trotz Beschwerden folgenlos geblieben seien. In einem ersten Schritt waren rund 20 Mitarbeiter entlassen und Dutzende weitere in Schulungen geschickt worden. Jetzt sollen neue Strukturen und Kontrollmechanismen geschaffen werden, um solche Fälle künftig zu verhindern.
Weniger Alkohol
Nach Empfehlungen einer Untersuchungskommission unter Führung des ehemaligen US-Justizministers Eric Holder sollen etwa Beschwerden von Mitarbeitern über das Arbeitsklima besser dokumentiert und mehr Frauen in der Auswahl für Führungspositionen berücksichtigt werden. Zudem wird der Konsum von Alkohol bei Firmenpartys beschränkt. Die 13 Seiten langen Empfehlungen offenbarten auch das Ausmaß der Mängel in der Unternehmensführung bei Uber. (dpa/gem)
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