Für den Bosch-Konzern ist es die größte Einzelinvestition in der Geschichte: Für rund eine Milliarde Euro wird in Dresden eine neue Chipfabrik entstehen. Dies hat das Unternehmen bei einer Pressekonferenz in Berlin angekündigt. Der Bau des neuen Werks soll Ende 2017 beginnen und im Jahr 2019 fertig sein, die Produktion zwei Jahre später beginnen. Die neue Technik soll die Stückkosten senken und Boschs Chip-Kapazitäten deutlich in die Höhe schrauben. "Halbleiter sind die Kernkomponenten aller elektronischen Systeme. Ihre Anwendungsfelder werden durch die zunehmende Vernetzung und Automatisierung immer größer. Mit der Erweiterung unserer Fertigungskapazitäten für Halbleiter stellen wir uns für die Zukunft auf und stärken unsere Wettbewerbsfähigkeit", so Bosch-Chef Volkmar Denner laut Mitteilung.
Einsatzgebiete der Chips auf Basis der 300-Millimeter-Technologie sind Anwendungen bei der Mobilität sowie dem Internet der Dinge. Für die zunehmende Vernetzung des Autos und die Automatisierung des Fahrens sind ebenso Halbleiter notwendig wie für das so genannte Smart Home, bei dem sich beispielsweise über eine App Kühlschrank oder Heizung von außerhalb steuern lassen. In dem neuen Werk bei Dresden sollen bis zu 700 Mitarbeiter beschäftigt sein. "Damit sind wir eines der wenigen Unternehmen, die noch eine eigene Halbleiter-Fertigung haben", so Bosch-Geschäftsführer Dirk Hoheisel. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert das Vorhaben mit 200 Millionen Euro bis 2020. Auch Sachsen schießt Geld zu – die genaue Höhe ist nicht bekannt.
Sachsen als Zentrum der Halbleiterfertigung
Bosch fertigt bereits seit 45 Jahren mikroelektronische Bauteile für die Industrie und gilt als einer der Pioniere. Die Chips kommen etwa bei der Auslösung von Airbags zum Einsatz. So hat das Unternehmen in Reutlingen bereits eine Chipfabrik, die Kapazitäten sind dort jedoch begrenzt. Zudem wird dort auf Basis der 150- und 200-Millimeter-Technologie produziert. Rund 5,5 Millionen Chips verlassen täglich das Werk. Der neue Standort Dresden Sachsen gilt als Zentrum für Halbleiterfertigung in Europa. Hier haben auch andere Firmen wir Infineon oder Globalfoundries große Fertigungsstätten. Zudem sind im Raum Dresden zahlreiche Forschungseinrichtungen wie etwa Fraunhofer Institute oder die TU Dresden auf diesem Gebiet spezialisiert. "Mit der Ansiedlung von Bosch ist uns ein echter Coup gelungen", so Stanislaw Tillich, Ministerpräsident von Sachsen. Damit komme man dem Ziel, 20 Prozent der weltweiten Halbleiterfertigung in Europa zu haben, deutlich näher.
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