München. Der Zulieferer Bosch startet eine Einstellungsoffensive. Weltweit will das Stuttgarter Unternehmen 2017 rund 20.000 Fach- und Führungskräfte im technischen und kaufmännischen Bereich einstellen. Fast jeder zweite dieser Jobs hat Bezug zum Thema Software. Darüber hinaus sucht Bosch auch Mitarbeiter für die Produktion.
Treiber für den Jobaufbau ist der Boom bei vernetzten Anwendungen. Software in Kombination mit Hardware spielt in immer mehr Produkten und Services eine entscheidende Rolle. „Vernetzte Lösungen sind ein Jobmotor. Besonders gute Chancen haben Berufserfahrene mit Software-Kenntnissen – der Maschinenbauer wie der Softwareentwickler“, sagt Christoph Kübel, Bosch-Geschäftsführer und Arbeitsdirektor.
Die meisten Stellen entstehen in Deutschland
Den höchsten Personalbedarf hat das Unternehmen in:
- Deutschland (3400 Stellen),
- Indien (3100 Stellen) und
- China (2500 Stellen).
Zusätzlich zu den 20.000 Fach- und Führungskräften im technischen und kaufmännischen Bereich plant Bosch weitere Einstellungen in der Fertigung.
Mit der Gewinnung und Einstellung neuer Mitarbeiter ist es für Bosch aber nicht getan. Es gilt auch, sie zu halten und ihre Entwicklung zu fördern. „Vernetzte Lösungen sind zunehmend komplex. Deshalb fördern wir gezielt das Wissen und die Kreativität unserer Mitarbeiter durch Weiterbildungen, flexible Arbeitsmodelle, aber auch gemischte Führungsteams“, betont Kübel.
Vernetzte Strukturen für vernetzte Produkte
Die neue Produktwelt erfordert auch eine stärkere Vernetzung im Unternehmen. „Das Spannendste ist für mich der enge Kontakt mit den Produktentwicklern. Wir können die Ergebnisse unserer Grundlagenforschung direkt in realen Systemen anwenden und sehen, wie gut sie funktionieren. Solch ein unmittelbares Feedback bekommt man als Softwareentwickler nur selten“, sagt etwa Duy Nguyen-Tuong. Er ist einer von den rund 20.000 Entwicklern, die sich bereits heute bei Bosch mit Software befassen. Duy Nguyen-Tuong bringt im Bosch Center for Artificial Intelligence Dingen das Lernen bei. Er erforscht maschinelles Lernen, die Haupttechnologie für Künstliche Intelligenz, der auch beim automatisierten Fahren eine entscheidende Rolle zukommt.
Um insbesondere den Mitarbeitern in gestaltenden Tätigkeiten den nötigen Freiraum für die Entfaltung ihrer Kreativität zu schaffen, ermöglicht Bosch beispielsweise flexible Arbeitszeiten. So können Mitarbeiter in vielen Ländern in Absprache mit ihrem Vorgesetzten entscheiden, wann und wo sie arbeiten. „Die gute Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Hobbys ist uns für unsere Mitarbeiter sehr wichtig. Das erhöht die Zufriedenheit und führt zu besseren Arbeitsergebnissen“, erklärt Kübel. Den Mitarbeitern in Deutschland stehen beispielsweise zahlreiche Arbeitsmodelle zur Verfügung – von Teilzeit bis Job-Sharing.
Wechsel zwischen Konzern und Start-up
Jedes Jahr investiert Bosch rund 250 Millionen Euro in die Weiterbildung seiner Mitarbeiter. Neben internen und externen Schulungen können sich die Mitarbeiter auch durch Bereichs- und Funktionswechsel oder Sonderaufgaben fortbilden.
Jordan Borino aus den USA beispielsweise ist für mehrere Wochen Mitglied eines sogenannten Disruption Discovery Teams. Die Teammitglieder kommen von allen Kontinenten, aus verschiedenen Funktionsbereichen und Hierarchieebenen. Für acht Wochen werden sie von ihren regulären Aufgaben freigestellt. Ihr einziges Ziel in dieser Zeit: Ideen für neue Geschäftsmodelle entwickeln, die existierende Geschäftsmodelle von Bosch überflüssig machen würden.
Um Start-up-Geist zu fördern, der bei Bosch-Mitarbeitern bereits vorhanden ist, bietet der Zulieferer auch die Möglichkeit zwischen Konzern und Start-up zu wechseln. Christian Lasarczyk beispielsweise ist studierter Informatiker und war zunächst unter anderem verantwortlich für die funktionelle Sicherheit von Software-Anwendungen in Fahrzeugen. „Ich hatte Lust auf eine Veränderung und wollte selbst ein Unternehmen mit aufbauen“, berichtet der 40-Jährige. Heute ist er im Bosch-eigenen Start-up Deepfield Robotics für die Technik zuständig, die IoT-basierte Lösungen in der Landwirtschaft ermöglicht. Wichtig ist für ihn, dass er wie in einem unabhängigen Start-up neue Geschäftsmodelle kunden- und marktnah entwickelt, gleichzeitig aber auf das Know-how und die finanzielle Sicherheit der Bosch-Gruppe zurückgreifen kann.
Lesen Sie auch:
So handeln Sie einen guten Arbeitsvertrag aus
Takata setzt in Sachsen den Rotstift an: 150 Mitarbeiter entlassen
Bosch erweitert Trainingsangebote für Kfz-Werkstätten
Nicht aus der Fassung bringen lassen: Dämliche Fragen in Vorstellungsgesprächen
Der Bosch-Chef und die Diesel-Fahrverbote: Denner will nicht klein beigeben