Autonomes Fahren ist ohne künstliche Intelligenz nicht mehr denkbar. Hersteller und Zulieferer forschen und entwickeln an selbstlernenden Technologien wie der künstlichen Intelligenz, neuronalen Netzen und Deep Learning, die dem menschlichen Gehirn nachempfunden sind. So auch Bosch.
Auf der konzerneigenen Konferenz Bosch Connected World in Berlin stellte Bosch-Chef Volkmar Denner einen Fahrzeugcomputer vor, der auf diese Technologien basiert. Der „KI Autocomputer“ soll mit künstlichen Lernverfahren automatisierte Autos auch durch komplexe und für das Auto neue Verkehrssituationen lenken. Spätestens 2020 soll der „KI-Autocomputer“ in Serie gehen. In den Ausbau von Kompetenzen auf diesem Feld investiert der Stuttgarter Zulieferer rund 300 Millionen Euro.
Bei der Integration der künstlichen Intelligenz setzt Bosch wie auch schon andere Zulieferer und Hersteller auf die Technik des US-Chip- und Softwareherstellers Nvidia. Der Konzern, der durch Chips für die Computerspiele-Industrie ein einzigartiges USP erarbeitet hat und schnell sehr groß geworden ist, soll nun auch für Boschs Computer einen Chip zusteuern, auf dem die mit maschinellen Lernverfahren erzeugten Algorithmen für die Fahrzeugbewegung gespeichert sind.
Zusammenarbeit mit Nvidia
Bereits auf der CES im Januar kündigte Bosch-Konkurrent ZF eine Kooperation mit Nvidia an: der Zulieferer vom Bodensee arbeitet mit Nvidia an einer Plattform für künstliche Intelligenz. Daimler oder der digitale Kartendienst Here gaben auf der CES Zusammenarbeiten mit Nvidia bekannt. Audi setzt schon seit Jahren auf das Know-How des Computer-Chip-Herstellers von Gründer Jen-Hsun Huang und hat ihn sozusagen in die Autoindustrie eingeführt. Mittlerweile ist der Quereinsteiger aus Kalifornien nicht mehr aus dem Autokonzernen wegzudenken.
„Wir bringen dem Auto bei, sich selbstständig durch den Straßenverkehr zu bewegen“, sagte Bosch-Chef Volkmar Denner. Mit Bosch-Sensoren erkennen Autos bereits ihr Umfeld, doch mit Hilfe der künstlichen Intelligenz kann ein Auto künftig auch interpretieren und Vorhersagen darüber treffen, wie sich andere Verkehrsteilnehmer verhalten werden.
"Wollen automatisiertes Fahren in jeder Situation ermöglichen"
Durch künstliche Objekterkennung und dem menschlichen Gehirn nachempfundenen Strukturen kann Boschs KI-Computer Fußgänger oder Fahrradfahrer unterscheiden, ein Kind am Straßenrand erkennen und auch sehen, ob es mit einem Ball spielt, der womöglich auf die Straße rolle könnte – und das Kind läuft hinterher. Künstliche Intelligenz ist dabei für die Situationserfassung zuständig. Nicht nur spielende Kinder am Straßenrand kann sie einschätzen, sondern auch das Verhalten von blinkende Autos oder Radfahrern, die den Arm zum Abbiegen ausstrecken. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wechseln Auto und Rad die Spur. In diesem Fall erkennt die KI solche komplexen Verkehrssituationen, kann sie beurteilen und für den eigenen Fahrweg berücksichtigen.
Darüber hinaus speichert der Computer dieses „Wissen“ für die nächsten Fälle auf künstlichen neuronalen Netzen. Damit der Computer in den nächsten Fällen auf genau diese „Erinnerungen“ zurückgreifen kann, überprüfen Experten das Wissen im Labor auf ihre Richtigkeit. Nach weiteren Tests auf der Straße lassen sich die künstlich erzeugten Wissensstrukturen per Update auf beliebig viele andere Bosch-Autocomputer übertragen. „Wir wollen automatisiertes Fahren in jeder Situation ermöglichen und auch im Bereich der Künstlichen Intelligenz eine führende Rolle einnehmen“, sagte Denner. Erst Anfang 2017 hatte das Unternehmen die Gründung eines Zentrums für Künstliche Intelligenz bekannt gegeben.
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