Das Bundesverkehrsministerium soll den VW-Konzern im November dazu ermutigt haben, bei der Messung der Kohlendioxid-Emissionen alle gesetzlich erlaubten Möglichkeiten auszunutzen, um möglichst niedrige Werte zu erzielen. Das berichtet der "Stern" unter Berufung auf interne Unterlagen aus dem Ministerium.
Das Unternehmen hatte demnach zunächst angekündigt, "die heute zulässigen Flexibilitäten nicht mehr einseitig ausnutzen" zu wollen. Bei der Messung von Verbrauchs- und Abgaswerten im Labor gibt es diverse Möglichkeiten, den Verbrauch gering zu halten, vom Verzicht auf die Klimaanlage über das Abkleben der Lüftungsschlitze bis hin zum Erhöhen des Reifendrucks über das Normalmaß hinaus.
Ergebnisse der Abgas-Nachmessungen von Dieselfahrzeugen durch das KBA im April 2016
Weniger falsche CO2-Angaben
Am 19. November 2015 sollen die Vertreter von Volkswagen bei einem Treffen im Verkehrsministerium jedoch einen Rückzieher gemacht haben. Sie würden die Abgase künftig doch nicht nach "schärferen Vorgaben" messen. Die Mitarbeiter des Ministeriums sollen das "zustimmend zur Kenntnis" genommen haben, heißt es im Protokoll.
Wenige Wochen vorher, am 3. November 2015, war VW davon ausgegangen, dass bei rund 800.000 Fahrzeugen falsche Angaben zum CO2-Ausstoß gemacht zu haben. Unter Anwendung der großzügigeren Kriterien waren es nur noch rund 36.000.
Bei VW heißt es, der Manipulationsverdacht habe sich "aufgrund der erfolgten Messungen nicht bestätigt." Das Verkehrsministerium habe das Unternehmen nicht dazu gedrängt, die Schlupflöcher auszunutzen. Vom Ministerium gibt es noch keine Stellungnahme zu den Vorwürfen.
VW hat Mitte Oktober angekündigt, nicht mehr alle gesetzlich nicht ausdrücklich verbotenen Möglichkeiten bei der Messung von Verbrauchs- und Abgaswerten ausnutzen zu wollen. Die von dem Autobauer angegebenen Werte werden deshalb steigen.