Zwei Technikvorstände in einem Jahr futsch. Audi-Chef Rupert Stadler hatte im Zuge der Dieselaffäre keine andere Wahl, als Ulrich Hackenberg und Stefan Knirsch von ihrem Amt zu entbinden. Wie das Handelsblatt berichtet, gibt es nach wie vor keinen aussichtsreichen Kandidaten, der das Amt dauerhaft wieder ausfüllen könnte. Derzeit ist die Stelle kommissarisch mit Horst Glaser besetzt.
Das Problem: Solange der Abschlussbericht der US-Anwaltskanzlei Jones Day nicht vorliegt, die vom Aufsichtsrat des VW-Konzerns beauftragt wurde, den Skandal aufzuarbeiten, kann Stadler keinen Kandidaten aus den eigenen Reihen heranziehen. Quasi jeder aus dem Technikressort stehe unter Generalverdacht, zitiert das Blatt Konzernkreise. "Schon jetzt sei abszusehen, dass einige Entwickler nicht zu halten seien, wenn der Bericht einmal vorliege", so die Wirtschaftszeitung.
Mit einem externen Bewerber lässt sich die Stelle aber auch nicht ohne weiteres ad hoc füllen. Jedem, der in Frage käme, hängt eine branchenübliche Sperrfrist von mindestens sechs Monaten an.
Stadler befindet sich also in der Zwickmühle und die immer neuen Vorwürfe, Audi sei tiefer in den Skandal verstrickt als bisher angenommen, lassen ihm keine Verschnaufpause. Bereits zum fünften Mal muss sich Stadler den Fragen der Jones-Day-Anwälte stellen. Das Kraftfahrbundesamt prüft derweil, ob eine Software die Audi bis zum Sommer einsetzte, zulässig war. Sie soll Emissionswerte bei offiziellen Messungen auf dem Prüfstand bei einigen Modellen gesenkt haben.
Am 30. November entscheidet Richter Charles Breyer am Bezirksgericht in San Fransisco, ob und unter welchen Bedingungen Audi die 80.000 Audi-Modelle zurückrufen darf. Die Einigung mit den US-Behörden könnte über Wohl und Wehe des Audi-Chefs entscheiden.