Herndon. Volkswagen wird den im März zurückgetretenen US-Landeschef Michael Horn nicht direkt nachbesetzen. Stattdessen soll Hinrich Woebcken, Leiter der Region Nordamerika, den Posten in Personalunion übernehmen. Der bisher als Interimsnachfolger agierende Woebcken bleibe Vorstandschef der Volkswagen Group of America, sagte VW-Markenchef Herbert Diess am Freitagabend in der US-Zentrale in Herndon, Virginia. Die wichtige Region solle außerdem eigenständiger handeln als früher.
Es war eigentlich erwartet worden, dass es einen direkten Ersatz für Horn geben wird. Nun aber soll Woebcken den vom Abgas-Skandal angeschlagenen Autobauer in den USA aus der Krise führen. Er ist bei VW erst seit dem 1. April dieses Jahres als neuer Leiter der Region Nordamerika tätig, eine Position, die die Märkte USA, Kanada und Mexiko umfasst. Nun übt er also zusätzlich den Posten des US-Chefs von Volkswagen aus. Bei BMW war er früher rund zehn Jahre lang unter anderem für den Einkauf zuständig. Zuletzt war er gut ein Jahr Nutzfahrzeug-Vorstand beim Zulieferer Knorr-Bremse.
Woebcken erklärte, VW wolle mit Hilfe der neuen Struktur die richtigen Produkte zur richtigen Zeit auf den Markt bringen. Abgesehen vom Abgas-Skandal hat Volkswagen auch deswegen große Probleme auf dem zweitwichtigsten Automarkt der Welt, weil die Produktpalette nicht gut genug auf die Bedürfnisse des US-Markts abgestimmt ist. Beispielsweise fehlt VW ein Modell im wichtigen Pick-up-Segment.
VW-Händler fordern Entschädigung
Mitten in der Abgas-Affäre hatte im März der überraschende Rücktritt von US-VW-Chef Michael Horn für weitere Aufregung gesorgt. Horn war vor allem für die Händler in den USA sehr wichtig. Der US-Verband der VW-Händler hatte sich nach dem Horn-Rücktritt "beunruhigt" gezeigt. Es sei Horn gewesen, der nach Ausbruch der Krise Haltung gezeigt und Fehler eingeräumt habe.
Woebcken und Markenchef Herbert Diess waren am 2. April in Las Vegas, um an der Jahrestagung des VW-Händlerverbands teilzunehmen und die Gemüter etlicher verärgerter Händler zu beruhigen. Diese fordern eine finanzielle Entschädigung vom VW-Konzern, nachdem der Absatz in den USA wegen der Diesel-Krise eingebrochen ist. Im März musste die Kernmarke VW Pkw erneut ein Absatzminus von 10,4 Prozent im Jahresvergleich verbuchen. Es wartet jede Menge Arbeit auf Woebcken: Schon am 21. April endet das zweite Ultimatum von US-Richter Charles Breyer. Bis zu diesem Termin sollen VW und die US-Behörden eine Lösung für die manipulierten Diesel in den USA gefunden haben. (dpa/os)