Tokio. Nach Fukushima und Diesel-Gate sehen die japanischen Automobilhersteller die Zukunft des Automobilantriebs so deutlich wie nie zuvor in der Elektromobilität. Auf der 44. Tokyo Motor Show zeigten die meisten japanischen Hersteller Fahrzeugkonzepte, die das Megathema automatisiertes Fahren mit elektrisch angetriebenen Autos verbinden.
So zeigt Honda seinen "Clarity Fuel Cell." Der Hersteller ist stolz darauf, dass der Clarity damit anders als das jüngst vorgestellte Brennstoffzellenauto Mirai von Toyota die weltweit erste Limousine ist, bei der der gesamte Antriebsstrang samt Brennstoffzelle im Motorraum platziert ist. Der Brennstoffzellenstapel und das Antriebssystem konnten gegenüber dem Vorgängermodell FCX Clarity um ein Drittel verkleinert werden. Der dadurch gewonnene Platz kommt den Passagieren zu Gute. Der Elektromotor leistet 177 PS.
Auf den Markt soll der Clarity Fuel Cell Anfang 2016 zunächst in Japan kommen. Zu einem nicht genannten späteren Zeitpunkt soll er auch in Europa verfügbar sein.
Nissan-Studie mit omnipräsenter Konnektivität
Nissan stellt gleich eine ganze Reihe von Elektrofahrzeugen vor. Angeführt wird die Palette von der Studie IDS Concept, die vollautomatisiertes Fahren mit Elektromobilität verbindet. Dazu wurde die aus dem Leaf stammende Batterie von 24 auf 60 kWh Kapazität vergrößert, was in einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern münden soll.
Rein elektrisch wird auch ein weiteres Konzeptauto angetrieben, der Kleintransporter "Teatro for Dayz." Er wartet mit einer geradezu omnipräsenten Konnektivität, mehreren das gesamte Cockpit umfassenden Monitoren und einem hoch wandelbaren Innenraum auf.
Platzhirsch Toyota wiederum steuert nun auch bei seiner Nobelmarke Lexus in Richtung Elektromobilität. Die in Tokio erstmals gezeigte Konzeptversion des Flaggschiffs LF-FC wird wie der Mirai von einer Brennstoffzelle angetrieben.
Lange Übergangsphase erwartet
Dennoch rechnen auch die japanischen Hersteller nicht damit, dass der Verbrennungsmotor rasch von Elektroautos verdrängt wird. Dies unterstrich auch Toyota-Vorstandschef Akio Toyoda. Bei einem seiner seltenen öffentlichen Auftritte sagte Toyoda in Tokio am Rande der Messe: "Ich erwarte, dass es eine lange Phase des Übergangs vom Verbrennungsmotor zum elektrischen Antrieb geben wird."
Wie schnell und wie genau dieser Prozess voranschreiten werde, sei ungewiss, räumte er ein. "Wir wissen nicht wirklich, welche Antriebskonzepte in Zukunft dominieren werden. Das entscheiden am Ende die Kunden." Kurz vor der Messe hatte Toyota angekündigt, dass der weltgrößte Autobauer ab 2050 im Zuge seiner Nachhaltingkeits-Strategie keine Verbrennungsmotoren mehr einsetzen wolle.
Regional unterschiedliche Entwicklung
Hondas Vorstandschef Fumihiko Ike, der zugleich Präsident des Herstellerverbandes JAMA ist, rechnet mit einer unterschiedlichen Entwicklung in den etablierten Industriestaaten und in den Schwellenländern. "Die Verbrennungsmotoren werden vor allem in den Schwellenländern noch viele Jahre lang dominieren, auch weil sie gegenüber Elektroantrieben noch lange Zeit Kostenvorteile haben werden."
Auch Nissan setzt mittelfristig weiter auf eine breite Palette unterschiedlicher Antriebskonzepte, machte Vorstandsmitglied Hiroto Saikawa deutlich. "Auch wenn das Erdöl endlich ist, werden wir noch lange an der Optimierung des Verbrennungsmotors arbeiten. Schließlich werden auch alle Hybridkonzepte in Zukunft noch über Verbrennungsmotoren verfügen."
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