Hamburg. Der schwäbische Sportwagenanbieter Porsche will neue Jobs schaffen und seine Werke auf höhere Effizienz trimmen. "Der Porsche-Konzern wird Ende dieses Jahres voraussichtlich rund 25.000 Mitarbeiter beschäftigen – elf Prozent mehr als 2014", sagte Personalvorstand Thomas Edig im Interview mit der Automobilwoche. Zugleich kündigte der Vize-Chef der VW-Premiummarke an: "Wir werden in den kommenden Jahren auch personell weiter wachsen, aber wohl nicht mehr in zweistelliger prozentualer Größenordnung, da beispielsweise der Aufbau im Zuge der Einführung des Macan abgeschlossen ist."
Auch mit Blick auf die schlankeren Strukturen und schnelleren Geschäftsabläufe, die VW-Chef Martin Winterkorn dem Gesamtkonzern verordnet hat, erklärte Edig: "Für 2016 peilen wir bei der Produktivität eine Effizienzsteigerung von jeweils sechs Prozent an unseren Standorten Stuttgart und Leipzig an." Große Erwartungen verknüpft der Topmanager dabei mit weiteren Workshops rund um den "Porsche Verbesserungsprozess (PVP), den das Unternehmen seit Jahren pflegt. Edig: "Wir wollen permanent sämtliche Prozesse verbessern und sind selbst bisweilen erstaunt, welche Fortschritte immer noch möglich sind, etwa bei der Verkürzung der Laufwege unserer Mitarbeiter in der Montage".
Flüchtlingsthematik steht weit oben auf der Vorstands-Agenda
Die "PVP Workshops" liefern Porsche "Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität". Im Stammwerk Stuttgart wurden Effizienz-Fahnder fündig. Durch Umstellungen der Mitarbeiterwege verkürzten sich diese bei der Dachmodul-Montage von 21 auf 14 Meter (minus 33 Prozent), im Sektor "Montage Verdeckkastendeckel Dichtung" von 25 auf 13 Meter (minus 48 Prozent). Ein zusätzlicher Scanner optimiert die Dokumentation.
Auf die Politik hofft Porsches Arbeitsdirektor bei einem brisanten Gesellschaftsthema: "Die aktuelle Flüchtlingsthematik beschäftigt natürlich auch uns, und wir denken intensiv darüber nach, wie wir gezielt helfen können. Da gibt es vielerlei Überlegungen." Edig fügte an: "Das ‚Förderjahr bei Porsche‘ könnte beispielsweise Ansätze in der Ausbildung junger Menschen bieten, aber dazu fehlen aktuell die nötigen gesetzlichen Rahmenbedingungen."
Betriebsratsvormann Uwe Hück plädiert für Humanergonomie
Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück stimmt die Belegschaft auf neue Herausforderungen ein. "Jetzt ist nicht die Zeit der Angsthasen", erklärte der Arbeitnehmervertreter im Gespräch mit der Automobilwoche. "Für Bedenkenträger haben wir bei Porsche keinen Platz." Hintergrund der markigen Worte ist Hücks "tiefe Überzeugung, dass auch Porsche vor einer Zeitenwende steht". So sei die Digitalisierung in der Autoproduktion nicht aufzuhalten. Intern macht sich Hück daher für den Aufbau einer "Fabrik in der Fabrik" am Standort Stuttgart stark.
Hierfür fordert er den "Mut, neue Wege zu gehen", beispielsweise im Bereich der Arbeitsergonomie: "Aufgrund der Mensch-Maschine-Schnittstellen ist es erforderlich, das bisher Bekannte durch eine neue Humanergonomie zu ersetzen." Hück weiter: "Mit Konzepten à la ‚Industrie 4.0‘ können wir dann dort alle Schnittstellen der Zukunft zwischen Mensch und Maschine erproben sowie Montage- und Lackierroboter im Rahmen der Humanergonomie einsetzen." Zu einer neuen Baureihe, die auf diese Weise entstehen könnte, gibt er wie Edig keinen Kommentar. Gerüchten zufolge plant Porsche einen viertürigen Sportwagen, der 2020 in der "Fabrik in der Fabrik" vom Band laufen könnte.