Fünf Jahre nach Aufdeckung des VW-Dieselskandals beginnt jetzt der erste deutsche Strafprozess in dieser Sache. Der langjährige Audi-Chef Rupert Stadler muss sich vom kommenden Mittwoch an (30.9.) vor dem Landgericht München verantworten, zusammen mit dem früheren Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz und zwei Ingenieuren. Dass der Prozess im Gefängnis München-Stadelheim stattfindet und nicht im Gerichtsgebäude, will die Justiz nicht als böses Omen für die Angeklagten verstanden wissen: Der Verhandlungssaal in Stadelheim ist einfach der größte.
Und trotzdem reicht er nicht annähernd aus. 280 Journalisten haben sich akkreditiert, gerade mal 11 Plätze gibt es für sie im Saal - Corona zwinge leider zur "Mangelverwaltung", sagte der Gerichtssprecher. Über zwei Jahre lang soll der Prozess dauern. Immer dienstags und mittwochs, bis Dezember 2022. Gut 40.000 Seiten umfassen die Ermittlungsakten. Zum Auftakt wollen die Staatsanwälte die 90 Seiten lange Anklage verlesen, fünf bis sechs Stunden lang.
"Betrug, mittelbare Falschbeurkundung sowie strafbare Werbung" lautet ihr Vorwurf. Der Motorenentwickler Giovanni P. ist laut Staatsanwaltschaft weitgehend, sein früherer Mitarbeiter Henning L. uneingeschränkt geständig. Walter Lechner, der Verteidiger von Giovanni P., kündigte ein Statement nach Verlesung der Anklage an: "Unser Mandant wird wie bisher umfassend aussagen." Er sei kein Entscheidungsträger gewesen, sondern drei Ebenen unter dem Vorstand: "Er hat getan, was von oben abgesegnet und angewiesen wurde."