Die ohnehin schon außer Kontrolle geratene Formel-1-Familienfeier sprengte der öffentlich sonst zurückhaltende Racing-Point-Mehrheitseigner Lawrence Stroll vollends. Nach den Plagiatsvorwürfen gegen seinen Rennstall wütete der Kanadier in Silverstone gegen die Rivalen. Das zur Erinnerung an 70 Jahre Grand-Prix-Geschichte geplante Jubiläumswochenende in England artete völlig zum Streitfest aus und legte die hässliche Seite des milliardenschweren Geschäfts bloß.
"Ich habe nie bei irgendwas in meinem Leben betrogen. Diese Anschuldigungen sind absolut inakzeptabel und nicht wahr. Meine Integrität - und die meines Teams - stehen außer Frage", schrieb der kanadische Geschäftsmann am Sonntag vor dem zweiten Grand Prix in Silverstone in einer seiner seltenen öffentlichen Stellungnahmen. Von Harmonie war aber schon zuvor lange keine Rede mehr. Die Plagiatsaffäre um Racing Point löste eine Protestwelle aus, in den Verhandlungen um den künftigen Grundlagenvertrag wähnt sich Branchenprimus Mercedes über den Tisch gezogen.
"Das ist wie bei einem Eisberg, im Moment handelt es sich nur um die Spitze des Eisbergs", befand Sebastian Vettels Ferrari-Teamchef Mattia Binotto. Eigentlich sprach er nur von der Racing-Point-Affäre - man konnte die Aussage des Schweizers aber auch auf den entbrannten Streit an vielen Fronten in der Formel 1 beziehen.