DAS IST LOS BEI BMW:
Erzrivale Daimler schreibt gerade rote Zahlen, die VW -Tochter Audi unterbietet die schwachen Zahlen des Vorjahres - die schlechte Branchenlage hat die deutschen Premiumhersteller voll erwischt. Auch BMW musste in diesem Jahr schon vor niedrigeren Gewinnen warnen als zuvor prognostiziert. Und auch wenn das vor allem an der 1,4 Milliarden Euro schweren Rückstellung für eine mögliche EU-Kartellstrafe lag: Die Zahlen aus dem Tagesgeschäft waren zuletzt selten berauschend.
Im ersten Quartal riss die Rückstellung das Kerngeschäft der Bayern, den Automobilbau, in die roten Zahlen. Aber auch ohne den Sondereffekt hätte sich die Marge vor Zinsen und Steuern von starken 9,7 Prozent im Vorjahr auf 5,6 Prozent fast halbiert. (Lesen Sie dazu: Krügers Erbe: Seine Amtszeit in Grafiken)
BMW hat im zweiten Quartal insgesamt und auch mit der Stammmarke BMW weltweit etwas mehr Autos verkauft als im Vorjahr. In China läuft es zwar trotz der Marktschwäche rund, weil der Konzern hier jetzt mehr Modelle aus inländischer Produktion anbieten kann. Außerhalb von China stand aber mit allen Marken ein Absatzminus von rund 5 Prozent. BMW klagte zudem noch im Mai über Preisdruck in Europa. Auch Rivale Mercedes-Benz bekam das zuletzt noch zu spüren.
Der designierte neue Chef Oliver Zipse muss das Profil von BMW in den kommenden Jahren schärfen. (Lesen Sie dazu: Zipse soll für frischen Schwung sorgen))
Dem noch amtierenden Krüger wurde Zaghaftigkeit unter anderem bei der Elektrostrategie vorgeworfen. BMW setzt bisher vor allem auf starke Verbrennungs- oder Hybridantriebe und hat nach dem Marktstart des vollelektrischen i3 2013 das Thema schleifen lassen.
Weil der weniger CO2 ausstoßende Diesel bei den Verbrennern in Verruf geraten ist, kommt BMW jetzt mehr und mehr in Bedrängnis, die Emissionsziele der EU spätestens 2021 einzuhalten. 2018 meldete BMW einen Flottendurchschnittswert von 128 Gramm CO2-Ausstoß pro gefahrenem Kilometer. 2021 soll er europaweit im Schnitt bei 95 Gramm liegen, BMW darf allerdings wegen der Größe der Autos etwas mehr ausstoßen, Analysten rechnen mit 101 Gramm.
Zudem drängt der US-Elektroautopionier Tesla vor allem mit seinem Massenmarktmodell Model 3 immer stärker in eine Domäne der Münchener vor, in die sportliche Premium-Klasse. Erst im kommenden Jahr kann BMW zudem mit dem iX3 den ersten Vollelektro-SUV liefern - und liegt damit hinter den Rivalen Mercedes-Benz (EQC) und Audi (E-tron).
Darüber hinaus muss Zipse das Sparprogramm umsetzen, mit dem bis Ende 2022 insgesamt 12 Milliarden Euro eingespielt werden sollen. Die Entwicklung neuer Modelle soll schneller werden, fast die Hälfte der heutigen Antriebsvarianten dürfte entfallen. Die Mitarbeiterzahl soll nicht wachsen. Für BMW ebenfalls ein großes Thema ist der anstehende Brexit, bei dem sich nach der Wahl von Hardliner Boris Johnson zum neuen Premier ein eher ruckartiger Austritt ohne Abkommen abzeichnet. BMW baut den Mini im Stammwerk in Oxford und will künftig auch den Elektro-Mini unter anderem dort fertigen. BMW betont aber, den Kleinwagen auch woanders bauen zu können.