In den USA werden VW-Kunden, die ein Dieselfahrzeug mit Manipulationssoftware gekauft haben, mit hohen Summen entschädigt. In Europa lehnt der Konzern ein ähnliches Vorgehen mit Hinweis auf die unterschiedlichen Rechtsordnungen ab. Schon länger gibt es Ärger wegen dieser Haltung, nun wollen weitere Rechtsanwälte klagen: "Offenbar will VW den Abgasskandal aussitzen und setzt darauf, dass Ansprüche der Kunden verjähren", sagte der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum von der Kanzlei Baum Reiter & Collegen. Die Kanzlei setzt deshalb nicht mehr wie bisher ausschließlich auf einen Vergleich, sondern hat damit angefangen, Klagen vor deutschen Gerichten einzureichen, teilte Kanzleipartner Julius Reiter mit.
Das Ziel sei die Rücknahme der manipulierten Fahrzeuge durch den Hersteller sowie die Erstattung des Kaufpreises. Die Anwälte sind davon überzeugt, dass statt einer Rückabwicklung in vielen Fällen auch eine Chance auf Schadenersatz oder eine Minderung des Kaufpreises besteht, wie es VW in den USA praktiziert. Die Tatsache, dass die Autos deutlich mehr Stickoxid ausstießen als angegeben, sei kein bloßer Sachmangel, sagte Reiter. "Wir sind überzeugt, dass dies den Tatbestand der vorsätzlichen Täuschung erfüllt."