Hannover. Olaf Lies ist als Wirtschaftsminister von Niedersachsen qua Amt Aufsichtsrat von Volkswagen. In den vergangenen Jahren, als der Konzern von einem Rekord zum andern eilte und fast nur positive Schlagzeilen produzierte, war das ein toller Job. Aber seit September 2015 ist das anders. Noch immer ist Lies geschockt, wenn er berichtet, wie er am entscheidenden Tag abends von den Manipulationen erfahren hat: "Ich hatte das Stunden vorher nicht für möglich gehalten." Auch der Ärger hat sich bis heute gehalten: "Wütend sind wir alle."
Der Skandal des größten Arbeitgebers hat natürlich auch große Auswirkungen auf das Bundesland: "Das beschäftigt einen jeden Tag", sagt der SPD-Politiker. Nun müsse alles aufgeklärt werden, dabei gehe es "auch um Verantwortlichkeit". Zugleich betonte Lies, dass er VW nicht komplett verdammen will: "Das ist ein tolles Unternehmen." Statt von Betrug oder wenigstens einer Diesel-Affäre bevorzugt er eine andere Wortwahl: "Diesel-Thematik nennen wir das, das hört sich nicht ganz so dramatisch an." Es wird wohl kein Zufall sein, dass dies auch die Sprachregelung von Volkswagen ist.