Hat sich die Politik beim Beitrag des Elektroautos fürs Klima grundlegend verrechnet? Leider ja, sagt eine Gruppe von sechs europäischen Wissenschaftlern in einem offenen Brief an die EU-Kommission. In einem Positionspapier hatten zuvor 170 Wissenschaftler aus aller Welt bemängelt, dass die von der EU genannten CO2-Einspareffekte durch die Umstellung auf E-Mobilität im vorgegebenen Zeitraum nicht realistisch seien.
"Die Zahlen suggerieren ein Einsparpotenzial, das wir nicht haben", sagte Professor Thomas Koch vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) der Deutschen Presse-Agentur. Denn der Strommix sei schlicht falsch berechnet worden.
"Die Frage ist nicht: Elektroauto oder Verbrenner. Die Frage ist: fossil oder nicht", sagte Koch. In einem offenen Brief an die EU-Kommission, über den "Stuttgarter Zeitung" und "Stuttgarter Nachrichten" berichteten, äußerten Koch und fünf weitere Wissenschaftler ihre Bedenken. Denn die EU ist gerade dabei, ihre CO2-Vorgaben für die neu zugelassenen Autos in Europa noch einmal zu verschärfen.
Mit 453.000 verkauften Elektro- und Plug-in-Fahrzeugen im ersten Quartal ist Europa China mit 489.000 E-Autos dicht auf den Fersen. Und nach Ländern ist Deutschland heute sogar schon zweitgrößter E-Auto-Markt der Welt, mit fast 250.000 neu zugelassenen Elektroautos bis Ende Mai. VW gehört inzwischen zu den Treibern der Entwicklung. Bis 2030 will Volkswagen nur noch ein Drittel seiner Autos mit Benzin- oder Dieselmotor verkaufen. Mercedes-Benz und BMW peilen einen Anteil von etwa 50 Prozent an.