Führende Wissenschaftler halten begrenzte Diesel-Fahrverbote auf einzelnen Straßen für wenig hilfreich, um die Luft in den Städten zu verbessern. Sie sprechen von "kurzfristigem Aktionismus". Die Experten der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina empfehlen stattdessen eine umfassende Strategie und eine grundlegende Verkehrswende - mit einem Ausbau vor allem des öffentlichen Nahverkehrs.
Die Wissenschaftler sehen es nicht als vordringlich an, Stickstoffdioxid-Grenzwerte zu verschärfen, die in vielen Städten vor allem durch Diesel-Abgase überschritten werden. Grundsätzlich aber müsse mehr getan werden, um den Ausstoß von Schadstoffen zu verringern. Das gelte auch für Feinstaub und Treibhausgase.
Vor allem der EU-Grenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft war in die Kritik geraten, nachdem eine Gruppe von 107 Lungenärzten den gesundheitlichen Nutzen angezweifelt hatte. Um Klarheit zu schaffen, hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die Leopoldina um eine Stellungnahme gebeten. Der Arbeitsgruppe gehörten 20 Professoren aus zwölf Fachgebieten an.