Volkswagen-Chef Matthias Müller geht in der Debatte über den Umweltschutz im Autoverkehr mit der eigenen Branche und ihrem Verband VDA kritisch ins Gericht. "Der VDA kann nur erklären, was von allen Mitgliedern mitgetragen wird. Manchmal braucht es aber eben Klarheit und nicht nur einen Minimalkonsens", sagte Müller der "Welt am Sonntag". "Um es etwas scharf zu formulieren: Wir waren nicht mutig genug, wir hätten früher agieren müssen." Die Verbandswelt werde sich zudem angesichts der öffentlichen Debatten "neu sortieren" müssen. "Die Kluft zwischen Unternehmen und Gesellschaft wächst", sagte Müller. "Wir in der Wirtschaft müssen die Zusammenhänge besser erklären." Der VDA wollte sich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag zu Müllers Aussagen nicht äußern.
Beim nötigen "Systemwechsel" zur Elektromobilität mahnte Müller mehr Tempo an - sowie ein vereintes Vorgehen der gesamten Industrie und der Politik. "Allein werden wir den Systemwechsel nicht hinbekommen. Wir brauchen eine Partnerschaft für die Mobilität der Zukunft", verlangte der VW-Chef. "Da stehen auch andere Wirtschaftszweige in der Verantwortung, und natürlich ist auch die Politik in der Pflicht." Heute habe es die Autoindustrie mit vier bis fünf Ministerien zu tun, die oft konträre Auffassungen verträten. "Eine einheitliche Linie ist da eher die Ausnahme", kritisierte Müller. "Wir kommen also in kein konstruktives gemeinsames Gespräch."