"Wir müssen die alte VW-Überheblichkeit zurücknehmen", sagte Hiltrud Werner in ihrem ersten großen Interview als VW-Vorstandsmitglied dem Wirtschaftsmagazin 'Capital'. Die Führungsriege müsse auch Ratschläge von außen annehmen. "Das ist für VW neu und ungeübt", so Werner.
Die 51-jährige Ökonomin hat den Vorstandsposten Anfang Februar übernommen, nachdem ihre Vorgängerin, die ehemalige Verfassungsrichterin Christine Hohmann-Dennhardt, den Konzern nach 13 Monaten mit 13 Millionen Euro Abfindung verlassen hatte. Das Ressort Recht und Integrität wurde auf oberster Führungsebene erst Anfang 2016 eingerichtet, nachdem der Dieselskandal aufgeflogen war.
Werner übernimmt in keiner leichten Phase. In den kommenden drei Jahren wir ein sogenannter Monitor den VW-Konzern überwachen. Diesen Aufpasser hat das US-Justizministerium neben einer Milliardenstrafe zur Auflage gemacht, um strafrechtliche Verfahren auszusetzen. So lange steht VW unter Bewährung. "Die Bewährungsauflagen werden uns in den nächsten drei Jahren einschränken", räumte Werner ein.
Der Monitor fällt in ihren Zuständigkeitsbereich. Das Amt übernimmt der renommierte Jurist und ehemalige Vize im US-Justizministerium Larry Thompson. Ihm begegnet Werner mit ihrer Offenheits- und Transparenzoffensive. "Wir müssen die Hosen runterlassen und dürfen nichts beschönigen", sagt sie. "Wir meinen es absolut ernst mit dem Veränderungsprozess. Wir werden ein Vorbild für Integrität, ein Vorbild für Umweltschutz."
Thompson war am 1. Mai zum Antrittsbesuch in Wolfsburg. Werner hat ihn zusammen mit Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch in Empfang genommen. Bei diesem ersten persönlichen Treffen hat die Vorständin ihm erste Vorschläge für die Zusammenarbeit und mögliche Organisationsstrukturen unterbreitet und zahlreiche Projekte umrissen.