Sie wolle nicht in Mesut Özils Haut stecken, sagt Anetta Kahane. Nicht nur, dass sie das Foto mit dem türkischen Präsidenten schon von Anfang als fatal empfunden habe. Die Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung, die sich gegen Rassismus engagiert, sieht den Fußballstar mächtig unter Druck. Ob vor der Fußballweltmeisterschaft als Beispiel für gelungene Integration oder jetzt, nach seiner Abrechnung mit dem DFB: "Ich weiß nicht, ob er sich das so gewünscht hat."
Dazu schweigt der Spieler beharrlich. Doch die Frage rückt nun in den Vordergrund: Welche Rolle kann Özil nach der Affäre in der Öffentlichkeit spielen? Lässt sich eine Persönlichkeit, die derart das Publikum spaltet, noch als Werbeträger und Markenbotschafter einspannen?
Der DFB-Sponsor Mercedes-Benz habe ihn bereits nach der Verbreitung des Erdogan-Fotos aus seinen Kampagnen gestrichen - so lautet jedenfalls Özils Vorwurf. Allerdings ist er nach wie vor auf Motiven der jüngsten Mercedes-Kampagne zu sehen, nämlich der WM-Kampagne "Best Never Rest". Auch die offizielle Kampagnen-Seite von Mercedes zeigt nach wie vor Özil im Kreis seiner Mitspieler Joshua Kimmich, Toni Kroos, Jerome Boateng und Leroy Sané. Zudem werden Werbekampagnen, die die Nationalmannschaft betreffen, immer noch von Mercedes sowie dem DFB abgesegtet. "Alle unsere Werbemaßnahmen werden im Vorfeld mit dem DFB abgestimmt und erst nach Freigabe verwendet", sagte ein Daimler-Sprecher.
Sportartikel-Hersteller Adidas hält auch nach dem Rücktritt aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft an dem Spieler fest. Er bleibe Mitglied der "Adidas-Familie", sagte ein Sprecher.
Doch ob Özil heute einen Integrations-Bambi bekommen würde, wie vor acht Jahren? Die Stellungnahme der Preisauslober klingt jedenfalls zurückhaltend. "Mesut Özil hat 2010 den Bambi erhalten, weil er aus Sicht der Jury damals ein besonders gelungenes Beispiel für Integration darstellte. Selbstverständlich wird die Vergabe des Bambi an Mesut Özil heute nicht in Frage gestellt", erklärte eine Sprecherin des Medienhauses Burda ("Bunte", "Focus") auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.