Millionen Autobesitzer sind Millionen Wähler. Das weiß auch die Politik und schaltet im Bundestagswahlkampf gerade hoch in den Kümmermodus. Drohende Fahrverbote in Städten wegen schmutziger Diesel haben akute Verunsicherung ausgelöst - und mobilisieren nicht zuletzt Angela Merkel (CDU). Dabei hat sich die Autokanzlerin lange nur gedämpft zum Abgasskandal geäußert, der die Schlüsselbranche mit ihren fast 800.000 Jobs so heftig durchschüttelt. Überhaupt kommt der Autowahlkampf auf Touren. Es geht um ein Ende des Verbrennungsmotors, privates Geld für den Autobahnbau und den Dauerbrenner Pkw-Maut.
Nachdem sie während des heiklen ersten Dieselgipfels ihrer Regierung vor vier Wochen weiter Urlaub machte, schaltet sich die Kanzlerin nun persönlich ein. An diesem Montag holt Merkel Oberbürgermeister aus der halben Republik an einen Tisch. Plakatives Signal: Nun wird es auch Chefsache, die Luft in zahlreichen Städten mit hoher Belastung durch Stickoxide (NOx) aus Diesel-Auspuffen zu verbessern. Und das soll am Ende verhindern, dass Gerichte Fahrverbote erzwingen.
Um die Wege dorthin tobt aber schon der Wahlkampf. Die deutschen Hersteller sagten Anfang August neue Abgas-Software für zusätzliche 2,8 Millionen Autos zu und machen Extraprämien locker, damit Besitzer älterer Diesel sich einen saubereren Neuwagen zulegen. Doch reicht das aus? Forderungen nach Umbauten auch direkt an den Motoren ließen die Konzerne abprallen. "Ich möchte meine Ingenieure eigentlich gern zukunftsorientiert arbeiten lassen", sagte VW-Boss Matthias Müller.