Mit einer Handbewegung von links nach rechts wischen wir Krümel vom Tisch oder fegen im übertragenen Sinne Bedenken beiseite. Inzwischen ist die Wisch-Geste aber auch zum Bedienen des Smartphones in Fleisch und Blut übergegangen. "Dieser Objektgebrauch unterliegt derzeit einem fundamentalen Wandel und ist zugleich Ausdruck des gesellschaftlichen Umbruchs", sagt Ellen Fricke.
Die Sprachwissenschaftlerin erforscht an der TU Chemnitz, wie Menschen mit Gesten kommunizieren. Für ein aktuelles Forschungsprojekt kooperiert sie mit Arbeitswissenschaftlern der Chemnitzer Universität und dem Linzer "Ars Electronica Futurelab", das als international renommiertes Medienkunstlabor Wissenschaft und Kunst zusammenbringt.
Mit der Sonderausstellung "Gesten– gestern, heute, übermorgen" (ab 17. November im Chemnitzer Industriemuseum) sollen Gesten und ihre Bezugspunkte zu vergangenen, aktuellen und zukünftigen Entwicklungen in Gesellschaft und Technologie erfahrbar gemacht werden, erläutert die Projektleiterin.
Als Beispiel nennt sie die Geste des Telefonierens. "Dabei bezeichnet die Hand mit abgespreiztem kleinen Finger und Daumen heute das Handy, darin verkörpert ist aber noch der gebogene Telefonhörer von damals."