Die Entwicklung in Südkorea ist für Deutschland besonders interessant, weil das Land ökonomisch und medizinisch vergleichbar gut aufgestellt ist.
Die Gesundheitsbehörden melden am 20. Januar den ersten Nachweis. Betroffen ist eine Chinesin, die aus Wuhan einreiste. Einen Monat später steigen die Zahlen sprunghaft an. Betroffen ist vor allem die Millionen-Stadt Daegu und die umliegende Region. Die größte Häufung gibt es unter Anhängern der christlichen Sekte Shincheonji-Kirche Jesu, die in Daegu stark vertreten ist.
Die gegen die Epidemie gerichteten Maßnahmen schränken das soziale Leben stark ein. Konzerte und Festivals werden abgesagt, Museen und Büchereien bleiben geschlossen. Großunternehmen ordnen Heimarbeit an. Der Beginn des Schulhalbjahrs wird um eine, dann um zwei weitere Wochen verschoben. Die Regelung gilt auch für Kindergärten. Nationale und internationale Sportveranstaltungen werden verschoben.
Wie schon der Ausbruch der Atemwegserkrankung Mers vor fünf Jahren trifft die Covid-19-Epidemie in erster Linie die Tourismusbranche, Hotels und Gastronomie, den Einzelhandel und den Unterhaltungssektor. Die Wirtschaft verlangsame sich allgemein, schreibt das staatliche Korea Development Institute (KDI) diese Woche in seinem monatlichen Ausblick.
Bis zum 11. März werden gut 7700 Infektionen und 60 Todesfälle erfasst. Die Sterberate von Covid-19 liegt demnach bei 0,77 Prozent, wenn man davon ausgeht, dass im Land tatsächlich auch milde Verläufe vollständig erfasst werden. "Ich denke, wir konnten fast alle Fälle in Korea erfassen, darunter auch milde und symptomlose Fälle", sagt Kim Dong Hyun von der Koreanischen Gesellschaft für Epidemiologie. Südkorea sei in dieser Hinsicht ein Ausnahmefall.
Die Behörden sehen ihre "Kampagne der sozialen Distanz" als wichtige Maßnahme. Daneben wird auf transparente Informationsweitergabe und den Ausbau der Testkapazitäten verwiesen. "Wir sehen Erfolge in unseren Bemühungen, die Ausbreitung der Infektionskrankheit einzudämmen", sagt Vize-Gesundheitsminister Kim Gang Lip am Montag. Die Situation komme zusehends unter Kontrolle. Es sei noch zu früh, von Erfolgen zu sprechen, hält Experte Kim Dong Hyun dagegen. "Die Übertragung in den Gemeinden geht weiter".
Diplomatische Verstimmungen gibt es mit Japan. Als Reaktion auf die Entscheidung Tokios, Besucher aus Südkorea für zwei Wochen unter Quarantäne zu stellen, kündigt Seoul an, das Programm für visafreies Reisen für Touristen aus dem Nachbarland auszusetzen.