Frankfurt/Rüsselsheim. Opel-Chef Karl-Thomas Neumann will offenbar nur noch so lange im Amt bleiben, bis der Verkauf der bisherigen GM-Tochter an PSA umgesetzt sei, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" bereits vorab am Samstag. Neumann wolle den Aufsichtsrat am 22. Juni über seine Pläne informieren. Laut der Zeitung wollen die Franzosen an diesem Termin auch ihre neue Führungsmannschaft vorstellen. Der neue Opel-Chef solle aus den Reihen des bisherigen Vorstands kommen. Gehandelt würden Vertriebschef Peter Küspert, Finanzmann Michael Lohscheller und die Marketing-Chefin Tina Müller.
Wer könnte auf Opel-Chef Neumann folgen?
Neumann hatte die Übernahme durch PSA stets als richtigen Schritt bezeichnet. Möglicherweise sind bei den Franzosen aber seine hochfliegenden Pläne zur Elektromobilität nicht gut angekommen. Die von Neumann geplante Komplett-Umstellung der Marke Opel bis 2030 sei unrealistisch, erklärte am Sonntag der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom Car-Institut der Universität Duisburg-Essen. Man dürfe bei einer Volumen-Marke wie Opel die konventionellen Antriebe nicht so stark vernachlässigen, weil sie zu dem Zeitpunkt noch das weitaus größere Geschäftsfeld sein könnten.
Der frühere VW-Manager Neumann hat in Rüsselsheim eine Menge bewirkt, es aber nicht geschafft, die GM-Tochter aus der Verlustzone zu fahren. Seit 2013 stand er an der Spitze des traditionsreichen Autobauers, der in den Jahren davor etliche Chefwechsel und dramatische Momente erlebt hatte. Der Ingenieur Neumann hat gemeinsam mit der Marketing-Fachfrau Müller vor allem das Image von Opel wieder auf Vordermann gebracht und die Produkte technisch verbessert. Mehrere Modelle wurden bereits mit PSA gemeinsam entwickelt. Das wichtigste Modell Astra war im vergangenen Jahr Europas "Auto des Jahres".
Der frühere Opel-Betriebsratschef Klaus Franz bedauerte im Interview mit der Automobilwoche bereits den möglichen Rückzug Neumanns. "Ich persönlich habe schon lange mit Neumanns baldigem Abschied gerechnet, denn eine Persönlichkeit wie er kann schlicht und einfach nicht unter einem PSA-Chef Carlos Tavares arbeiten", sagte Franz. Auch Dudenhöffer erwartet eine zentralistische Führung aus Paris, das nun mal sehr viel näher sei als die GM-Zentrale in Detroit. (dpa/os)
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