Arbeitgeber und Gewerkschaft treffen sich heute Nachmittag in Ludwigsburg. Nachdem die Arbeitgeber vergangene Woche unter anderem in Bayern ein erstes Angebot vorgelegt hatten, dürfte nun wohl auch im Südwesten eines auf den Tisch kommen - und, sofern es ähnlich aussieht, wohl ebenfalls von der IG Metall zurückgewiesen werden.
Die Gewerkschaft fordert neben 6 Prozent mehr Geld das Recht auf eine vorübergehende Absenkung der Wochenarbeitszeit auf 28 Stunden bei gleichzeitigem Teil-Lohnausgleich für einige Beschäftigtengruppen. Dazu gehören Schichtarbeiter, aber auch Beschäftigte, die kleine Kinder haben oder Angehörige pflegen. Vor allem diesen Ausgleich lehnen die Arbeitgeber vehement ab. Deren Angebot sah vor, dass die rund 3,9 Millionen Beschäftigten beim Entgelt eine Einmalzahlung von 200 Euro und ab April eine Tariferhöhung um 2,0 Prozent erhalten. Als Laufzeit schlugen die Arbeitgeber 15 Monate vor.
Nach Ansicht von Daimler-Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht treffen die Forderungen der IG Metall den Nerv der Zeit und kommen bei der Belegschaft gut an. "Zum einen wollen wir die Beschäftigten durch eine Erhöhung des Grundentgelts materiell sichern. Das ist mehr als gerechtfertigt, und die Branche kann es sich leisten", betonte er. Zum anderen wolle man mit der sogenannten verkürzten Vollzeit für die Belegschaft mehr Arbeitszeitflexibilität erreichen.
"Für die IG Metall sind Kindererziehung und Pflege gesamtgesellschaftliche Aufgaben, zu denen die Arbeitgeber - auch Daimler - einen Beitrag leisten müssen", sagte Brecht. Dafür brauche man die Regelung. Daimler-Personalvorstand Wilfried Porth hält die Forderungen für inakzeptabel. Das Konzept der IG Metall sei nicht durchdacht, weil es schon allein juristisch nicht haltbar sei, Mitarbeitern künftig für Teilzeit einen Ausgleich zu bezahlen, während andere, die schon in Teilzeit sind, keinen bekämen.
Das sieht auch Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger so: "Der Lohnausgleich ist ungerecht, diskriminierend und rechtswidrig. Deswegen lehnen wir ihn ab", sagte im Interview mit den Zeitungen "Mannheimer Morgen" und "Heilbronner Stimme".
Brecht entgegnete, betroffenen Beschäftigten könne ein Übergang zur neuen Regelung ermöglicht werden. "Was daran nicht durchdacht sein soll, müssen uns die Arbeitgeber erst beweisen", sagte er. Er sei ehrlich verwundert gewesen, "dass sich Wilfried Porth zu einem so frühen Zeitpunkt der Tarifrunde derart kampflustig zeigt".
Auch in Nordrhein-Westfalen wird am Donnerstag weiter verhandelt. Für Januar hat die IG Metall bereits Warnstreiks in Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland angekündigt. Die Friedenspflicht endet am 31. Dezember. (dpa)
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