Laut einer internen Analyse des internationalen Kreditversicherers Atradius sind die Forderungsrisiken im Türkeigeschäft für Lieferanten und Dienstleister seit Anfang des Jahres noch einmal gestiegen.
Vor allem von der Bauwirtschaft und vom Handel ging zuletzt eine hohe Unsicherheit für Zahlungsverzögerungen und -ausfälle aus. "Darüber hinaus bestehen beträchtliche Unwägbarkeiten bei Geschäften mit Unternehmen der Automobil- und Elektronikbranche sowie von Herstellern von Kunststoffen und Metall", teilt Atradius mit.
Die Automobilbranche ist der größte Exportsektor der Türkei und ein wichtiger Kunde für verschiedene andere Sektoren. Aufgrund der schwachen Inlandsnachfrage, der hohen Inflation und erhöhter Steuern kommt es zu einem deutlichen Rückgang der Branche auf dem Inlandsmarkt. Die Produktion sowohl im Fahrzeug- als auch im Ersatzteilbereich ist rückläufig.
Laut Automobilverband OSD ging die Pkw-Produktion allein in den ersten vier Monaten 2019 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund 14 Prozent zurück (aktuelle Juli-Verkaufszahlen finden Sie im Datencenter der Automobilwoche).
Die Nutzfahrzeug-Fertigung sank um 11 Prozent. Honda hat bekannt gegeben, dass das Werk (Modell Civic) in der Türkei 2021 schließen wird.
Positive Signale kamen zuletzt vom Volkswagen-Konzern, der sein neues Mehrmarken-Werk in der Türkei bauen könnte. OYAK-Renault will sein Werk in Bursa modernisieren. Im Oktober 2018 eröffnete die Mercedes-Benz Türk beim Lkw-Werk Aksaray ein Forschungs- und Entwicklungszentrum. Die bisherigen Investitionen von Daimler in der Türkei belaufen sich auf rund eine Milliarde Euro.