Da wäre es schon eine kleine Sensation, wenn ausgerechnet Merkel viel früher Brisantes zugetragen worden wäre. Interessieren dürfte die Abgeordneten in jedem Fall, ob und wie sie selbst in die Aufklärung des Betrugs eingriff, der ja die Marke "Made in Germany" zu schädigen drohte. Worüber ließ sie sich auf dem Laufenden halten? Suchte sie Kontakt zu Volkswagen oder anderen in der Autobranche? Der über den Skandal gestürzte VW-Boss Martin Winterkorn berichtete im Ausschuss, Merkel sei am 22. September 2015 telefonisch informiert worden.
Dabei erreicht auch in einer Regierung nicht jedes Detail die Spitze. Zuständiger Krisenmanager war von Anfang an Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt. Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU)wie Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD)ließen im Ausschuss durchblicken, dass der CSU-Mann dabei eher nicht in extra-enger Abstimmung mit Kabinettskollegen oder Merkels Machtzentrale unterwegs war.
Mit Vorwürfen mangelnder Aufklärung zielt die Opposition denn auch zuerst auf Dobrindt und sein Kraftfahrt-Bundesamt (KBA). Der Minister konterte bei seiner Anhörung: "Wir haben schneller gehandelt als andere." Und listete ausführlich auf, was von einem Pflicht-Rückruf für 2,4 Millionen VW-Diesel bis zu neuer eigener Prüftechnik beim KBAschon alles in die Wege geleitet worden sei.