Was Interessenten unbedingt tun und lassen sollten

Die Sonne spiegelt sich in den Scheiben, der Lack glänzt. Der Innenraum sieht gut aus, und der Motor brummt satt. Schnell verschwindet jede Zurückhaltung, und der Preis für den Oldtimer wird nur kurz verhandelt. Das Erwachen folgt später. Denn beim Kauf eines automobilen Klassikers lauern viele Fallen.

Ein großes Angebot an Young- und Oldtimern bieten Online-Börsen wie "mobile.de" oder "autoscout24.de". Diese seien zwar nicht speziell auf Oldtimer zugeschnitten, hätten aber allein durch ihre Masse eine große Auswahl an interessanten Fahrzeugen, sagt Frank Wilke, Geschäftsführer der Oldtimer-Bewertungsorganisation Classic-Analytics: "Außerdem inserieren dort viele Händler, und es gibt im Youngtimer-Bereich noch das eine oder andere Schnäppchen."

Spezialportale wie "classic-trader.com", "Motor-Klassik.de" oder "classicdriver.com" bieten neben Klassikern weitere Infos zur Kaufabwicklung, Begutachtung, spezielle Versicherungen und Transport. Auch in Zeitschriften wie "Oldtimer Markt", "Motor Klassik", "Auto Bild Klassik" oder in Anzeigenmagazinen finden sich Inserate.

Ein anderer Weg zum eigenen Oldtimer sind Messen wie die Techno Classica Essen, Retro Classics Stuttgart oder Motorworld Classics Berlin. "Dort stehen meist viele verschiedene Fahrzeuge", sagt Wilke. Auch der Besuch spezieller Treffen sei ein Weg, ein Auto zu finden. Wilke rät, die Besitzer der Autos einfach anzusprechen. "Ein Auto ist immer zu verkaufen, letztlich ist es nur eine Preisfrage."

Im September 2018 wird mit der Grand Basel eine neue Plattform für besondere und bedeutende Automobile eröffnen. Künftig sollen auf dem Messegelände exklusive Autos ausgestellt und gehandelt werden. Zu den Ausstellern zählen auf Oldtimer und Exoten spezialisierte Händler, Hersteller und Sammler.

"Die angebotenen Fahrzeuge werden eher etwas für Oldtimer-Enthusiasten sein, die Oldtimer sammeln wie andere Menschen Kunst oder Uhren", sagt der Kölner Design-Professor Paolo Tumminelli, Vorsitzender des Kuratoriums.

Die dort ausgestellten Autos müssen einen Grund und eine Bedeutung haben, um ausgestellt zu werden. "Es geht nicht nur um den Wert und das Alter des Autos, sondern auch um seine Bedeutung", sagt Tumminelli. Ein Kuratorium entscheidet vorab, welches Fahrzeug zugelassen wird.

Wer auf einer Auktion zuschlagen will, kauft sich am besten vorher den Auktionskatalog oder lässt ihn sich zuschicken. Den sollten Interessenten studieren und dann gezielt bieten. Götz Knoop, Vizepräsident des Bundesverbandes für Clubs klassischer Fahrzeuge (DEUVET), mahnt aber, den Preis im Blick zu haben: "Der Preis, der als letzter vom Auktionator gebrüllt wird, ist nicht der endgültige zu zahlende Betrag."

Denn dazu addiere sich noch das Auktionsgeld, das bei zehn Prozent des Auktionspreises liegen könne. In der Regel dürfen Interessenten die Fahrzeuge vor der Auktion anschauen. Begutachten sei bei einem nennenswerten Untersuchungsumfang schon schwierig genug - und eine Probefahrt häufig ausgeschlossen.

"Auktionen sind unberechenbar. Es gibt manchmal Schnäppchen, aber auch überzogene Preise", sagt Knoop. Er rät dazu, einen fachkundigen Begleiter mitzunehmen, der sich mit dem ausgewählten Fahrzeug gut auskennt und den Bieter emotionslos in einem möglichen Kaufrausch bremsen kann.

Auch sollten sich Bieter vorher ein eigenes Limit überlegen und es dann auch einhalten. "Auktionen sind nichts für Oldtimer-Neulinge, die sich erstmals der Szene nähern, sondern eher was für Risikofreudige, die Ahnung von der Materie haben."

Er empfiehlt außerdem, die Auktionsbedingungen genau zu lesen. Dort finden sich unter anderem Infos zu dem Aufgeld und der Gewährleistung. Deren Rahmen ist gesetzlich vorgeschrieben, ähnlich wie bei einem Autohändler. Ausnahme: Zwangsversteigerungen, die es aber bei Oldtimern kaum gebe.

Allerdings sind laut Knoop Oldtimer-Auktionen in Deutschland eine Randerscheinung. Der größte Teil der gehandelten Fahrzeuge werde privat oder über Online-Plattformen sowie Händler verkauft.

Nur, wie finden Interessenten überhaupt ihren Traumwagen? Zuerst sollten sich Interessenten selbst analysieren und sich fragen, was sie überhaupt fahren möchten: Sportwagen, Limousine oder Cabrio. "Die Festlegung des Budgets gehört auch dazu", sagt Wilke. Und außerdem noch die Frage, wie weit sich der spätere Besitzer handwerklich mit dem Auto auseinandersetzen möchte. "Wenn ein Käufer nicht schrauben kann, sollte er ausreichend Geld für spätere Reparaturen einplanen", sagt er.

Exoten werden zwar manchmal vergleichsweise günstig angeboten. Droht aber eine Reparatur, wird es teuer. Brot- und Butterfahrzeuge von VW, Ford, Opel oder Mercedes-Modelle seien von der Konzeption und der Ersatzteilversorgung meist unproblematisch.

Bevor Interessenten sich ein Auto anschauen, gilt es, möglichst viele Informationen dazu zu sammeln. Die finden sie in Sonderheften der Oldtimer-Zeitschriften oder im Internet auf den Seiten der jeweiligen Marken- oder Typenclubs. "Die bieten häufig sehr fundierte Kaufberatungen zum Download an, in denen das Fahrzeug mit all seinen Vor- und Nachteilen beschrieben wird", sagt Wilke.

Vor Blendern schützt manchmal schon der gesunde Verstand. "Bei extremen Schnäppchen-Preisen und Inseraten ohne Besichtigungsmöglichkeit sollten Autokäufer vorsichtig sein", sagt Christian Maas von "mobile.de". Er rät generell beim Autoverkauf zur Geschäftsabwicklung Zug um Zug, sprich: Geld gegen Fahrzeug und Papiere.

Steht der Termin für eine Besichtigung, kommt am besten eine neutrale Person mit. Die müsse nicht unbedingt Autosachverstand besitzen, sondern den Käufer notfalls objektiv unterstützen und beim Kauf bremsen, sagt Wilke. "Im Eifer übersieht er gerne Fehler oder beschönigt womöglich das Auto von Minute zu Minute."

Steht das Auto weit weg von zu Hause, lohnt sich ein ortsansässiger Sachverständiger, der das Objekt der Begierde besichtigt und beurteilt. Der untersucht das Auto, kontrolliert Lackdicke und mögliche Schäden, fertigt Fotos an und gibt oft noch am gleichen Tag eine telefonische Einschätzung ab. (Von Fabian Hoberg, dpa)

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